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Inhaltsverzeichnis Kapitel I - Für die Lebenden Kapitel II - Die Stimme der Klinge Kapitel 1 - Für die Lebenden “Glaub mir - da draußen ist jede Grausamkeit, die du dir ausmalen kannst bereits Menschen widerfahren. Das ist kein Spiel, das macht keinen Spaß.”, sagte der Templer mit einem eisigen Blick. “Das weiß ich alles bereits. Doch ich möchte es nicht mehr nur erzählt bekommen, ich möchte es sehen!”, erwiderte der junge Mann, der dem Templer gegenüberstand. Gegen die gewaltige, leuchtende Rüstung sah der Junge klein, ja nahezu hilflos aus. “Trainiere deine Kampffertigkeiten. Du wirst meine Worte erst verstehen, wenn du gekämpft hast. Doch du bist noch nicht schnell genug. Du musst entschlossen sein. Und du bist nicht entschlossen. Keine einzige Geste an dir spricht jene Entschlossenheit, die ein Templer braucht, um gegen die Dämonenbrut zu kämpfen!”, wies ihn der Templer zurecht. “Aber…”, erwiderte der Junge als er bereits vom ermahnenden Blick des Templers getroffen wurde. “…verzeiht, ich weiß, dass ich eure Erfahrung zu achten habe. Vergebt mir meinen Mangel an Respekt.” und mit einer tiefen Verbeugung und gesenktem Blick verließ der Junge den Raum. Ja, Meister Halifax ist streng, doch bestimmt hat er recht. Ich bin einfach noch nicht gut genug. Obwohl ich doch nun schon von Kindesbeinen an den Umgang mit dem Schwert trainiere. Ich verstehe das alles nicht. Brauchen wir nicht jeden der kämpfen kann an der Front? An den unzähligen Fronten, an denen wir zu kämpfen haben? Jäh wurde der Junge aus seinen Gedanken gerissen, als er ein Geräusch unmittelbar hinter sich vernahm. Er fuhr herum, doch da war nichts. Trotzdem schien irgendwas in der Luft zu liegen. Der schlecht beleuchtete Tunnel von den Templerquartieren zur Station schien irreal. Plötzlich war er sich sicher Verwesung, ja verbrennendes, totes Fleisch zu riechen. Alle seine Sinne waren nun bis zum Anschlag geschärft um auch den kleinsten Hauch der auf die gefühlte Gefahr hinwies zu erhaschen. Doch da war nichts. Er starrte ins Zwielicht der Neonröhren im Tunnel, doch nirgends bewegte sich etwas. Wie gelähmt stand er im Gang und horchte, fühlte, schmeckte, roch und starrte. Er war sich sicher, dass der Geruch allmählich intensiver wurde. Es war eine elektrisierende Spannung, die sich in jenem Gang aufzubauen schien. Er tastete nach seinem Schwert, dass er als Templerknappe immer bei sich tragen musste. Seine Hand fasste den Griff und blieb geübt und ruhig darauf ruhen. Er hatte weder Rüstung noch Schild. Wenn jetzt tatsächlich etwas passieren sollte, dann war er nur auf seine Waffe angewiesen. Die Spannung in ihm steig ins unermessliche. Seine Hand krampfte nun um den Schwertgriff, obwohl er sich zwang, sich zu entspannen. Er fuhr zusammen, als er ein Knistern vernahm. Es klang, als würde der Tunnel elektrisiert. Aber er war sich nicht mehr sicher, ob dies seine innere Anspannung oder real war. Urplötzlich und wie aus dem nichts erschein ein Wesen vor ihm, dass zunächst allem Leben widersprach, was er in seinen jungen Jahren bereits gesehen hatte. Es schwebte über dem Boden und erfüllte den Raum mit einem dumpfen Klang, der sich tief in seinen Schädel bohrte. Es hatte Tentakeln, mit welchen es über den Boden zu streichen schien. Irritiert von dem widernatürlichem Anblick betrachtete er das Spektakel noch etwas, als das elektrische Knistern zu einem Rauschen, ja Knallen anschwoll und Blitze zwischen den Tentakeln des Wesens und dem Boden zu zucken begannen. Augenblicklich begriff er, wenn auch reichlich spät, was hier vor sich ging. Dies musste ein Spektraldämon sein. Es schien einen Angriff auf ihn vorzubereiten und wenn er sich noch einen weiteren Bruchteil einer Sekunde Zeit ließ, würde er gegrillt werden. Ohne das er sich wirklich dessen bewusst war schnellte sein Schwert bereits seitlich auf den Dämon zu, während er die Tentakeln nicht aus den Augen ließ. Sein Schwertstreich traf den Dämon, der daraufhin ein tiefes, irreales Grunzen von sich gab und urplötzlich mit seinen Tentakeln nach ihm schlug. Er duckte sich noch im letzten Moment unter dem blitzenden Hieb weg und zog das Schwert sogleich zu einem zweiten Hieb zu sich. Er stach direkt von vorn auf den Dämon ein. Mit einem Gurgeln und Glucksen sank der Körper des Wesens auf eine der Schwerkraft trotzende Weise langsam zu Boden um sich unten angekommen wie ein totes Weichtier auszubreiten. Er blieb noch einige Sekunden geschockt stehen, während er nicht verstehen konnte, was gerade geschehen war. Waren die Stationen nicht von einem Schutzwall umgeben? Wie konnte ein Dämon so weit in die Gefilde der Templer eindringen? Er beschloss schnellstmöglich zu Meister Halifax zurückzukehren um ihm von seinem unfreiwilligen Kampf zu berichten. Er ließ den Kadaver zurück und hastete zurück zu den Templerquartieren. “Meister Halifax!”, rief der Junge, noch bevor er die große Stahltür richtig geöffnet hatte. Die zwei hinter der Tür stehenden Wachen warfen sich einen kurzen Blick zu und stellten sich kurzerhand in den Weg. “Lasst mich durch! Ich muss Meister Halifax etwas wichtiges berichten! Ich wurde soeben angegriffen!”, schrie er, wobei seine Stimme von den klammen Gewölbewänden reflektiert und zu einem dumpfen Krächzen verzerrt wurde. Eine der Wachen packte unwirsch das Kinn des Jungen: “Du bist Coris, nicht wahr?” Der Junge versuchte krampfhaft zu nicken, während sich der Schreck über die unwirtliche Behandlungen aus seinen Augen glänzte. Mit den Worten “Geh, aber sei gefasst, dass Meister Halifax nicht sehr erfreut sein wird, wenn du ihn störst.” gab die Wache Coris einen kleinen Schubs, sodass er endgültig durch die Tür stolperte. Er drehte sich noch einmal hastig um und verbeugte sich kurz aber tief, dann rannte er los, Meister Halifax aufzusuchen. Er klopfte laut und schnell an die eiserne Tür, welche mit heiligen Insignien verziert war. Er wollte gerade ein weiteres mal ausholen, als die Tür plötzlich aufschwang und der Meister in Robe vor ihm stand. “Was ist den los, dass du hier so hereinpolterst? Ich hoffe du hast eine gute Erklärung dafür, mich bei meiner Meditation zu stören.”, entgegnete ihm der Meister mit einem deutlich gereizten Unterton. Coris verbeugte sich erneut und schon sprangen die Worte aus seinem Mund: “Ich wurde soeben angegriffen. Von einem Geist! Er erschien aus dem nichts und ging mit Blitzen auf mich los, doch ich konnte ihn niederstrecken. Ich dachte, diese Information wäre es wert, ihre Ruhe zu stören.” Halifax’ Augen verengten sich mit jedem weiteren Satz. Als der Junge kurz Luft holte unterbrach er ihn: “Wo war das? Hier in den Quartieren?” “Nein, es war draußen im Gang, auf dem Weg in die Zivilquartiere!”, sagte Coris, dessen Stimme sich vor Aufregung überschlug. Daraufhin drehte sich der Meister um, ging schnellen Schrittes zu seinem prunkvollen Waffenhalter und nahm zwei reich mit Runen und Modifikationen bestückte Klingen aus der Halterung. Dann drehte er sich zu Coris um: “Du gehst jetzt zur Wache und sagst, dass sie Alarm auslösen soll. Falls jemand zögert - tue es selbst.”, beschwor ihn der Meister eindringlich. Coris nickte kurz und rannte zurück zum Türposten der Wache. “Ihr sollt sofort Alarm auslösen! Die Station wird angegriffen!”, schrie er den Wachen bereits aus einiger Entfernung entgegen. Sein Herz raste. Es ging alles zu schnell für seinen Verstand. Eine erdrückende Angst ließ ihn hastig atmen und seine Bewegungen Energie raubend und plump werden. Die Wachen schienen zunächst verdutzt und tauschten wieder kurz Blicke aus. “Bei allem was heilig ist, los den verdammten Alarm aus, wir haben nicht mehr viel Zeit!” Obwohl er nicht wusste wie viel Zeit sie hatten, dachte er, so die Wachen besser motivieren zu können endlich mit dem nötigen Nachdruck Eile walten zu lassen. Als kurze Zeit später der Alarm aufschrillte, rief eine Stimme hinter Coris seinen Namen. Er drehte sich um und erblickte einen bereits gerüsteten Schwertmeister, der ihm bedeutete ihm zu folgen. Coris nickte dem Templer zu und folgte ihm kurzerhand. Der Templer führte ihn schnellen Schrittes tief in die Gewölbe der Quartiere, bis zu einer großen Tür, die aufwendig verriegelt schien. Der Schwertmeister schlug zweimal kräftig gegen den Metallbeschlag, woraufhin die Tür nach innen aufschwang und Coris verborgen blieb, wer sie geöffnet hatte. Vor ihm tat sich die Waffenkammer der Quartiere auf. Der Zutritt war normalerweise nur bereits ausgebildeten und vertrauenswürdigen Templern gewährt, doch im Moment herrschte hier ein reges Treiben. Es waren bereits einige Knappen hier. In der Mitte des Raumes stand Meister Halifax, bereits zu Teilen in seiner Rüstung, der den Neuankömmlingen bedeute, sich um ihn zu versammeln. Er räusperte sich kurz und begann dann laut und eindringlich zu reden: “Dies ist ein wirklicher Angriff! Es sind bereits Berichte von den Außenposten bei uns eingegangen, wonach die Dämonen einen massiven Angriff auf unsere Station vorbereiten! Wir brauchen jetzt jeden, der auch nur halbwegs kämpfen kann. Als angehende Templer ist heute eure Chance euch das erste mal in einer realen Schlachtsituation zu beweisen. Die Schwertmeister hier werden euch ausrüsten. Ich weiß, dass die Ausrüstung für viele von euch noch sehr unvertraut ist, doch uns bleibt keine Wahl. Denkt an die, die ihr beschützen wollt! FÜR DIE LEBENDEN!” und im Chor schallte es von jedem zurück, der zugehört hatte: “FÜR DIE LEBENDEN!” Allmählich dämmerte Coris das Ausmaß der Situation. Er und alle anderen würden nun um ihr Leben kämpfen müssen, so wie es die alten Templer schon so lange taten. Plötzlich war es an der Zeit Übung und Lehre, Theorie und Vorüberlegung in die Tat umzusetzen. Er sah sich um und blickte in die Gesichter der anderen Knappen. Angst stand in ihnen geschrieben. Weit aufgerissene Augen und angespannte Körper sprachen von der Unsicherheit, der sich jeder von ihnen nun stellen musste. Schon traten etliche behelmte Schwertmeister zu den Unvorbereiteten. Mit den Worten “Wir werden euch einteilen, um euch dann in Gruppen auszurüsten. In diesen Gruppen werdet ihr bleiben, solange die Schlacht dauert.” begannen sie, die Knappen in Trupps zu je fünf Mann einzuteilen. Schließlich wurden sie jeweils einem Schwertmeister zugewiesen, der ihnen ein wenig abseits noch einige Instruktionen gab: “Diese Klingen, die ihr nun bekommen werdet sind heilig. Sie bergen Kräfte, die über die Festigkeit des Materials und die Schärfe des Schliffes hinausgehen. Doch seid gewarnt! Je mächtiger die Klinge, desto stärker muss der Wille dessen sein, der sie führt. Wir werden diese Klingen jetzt speziell für jeden einzelnen von euch verbessern, sodass ihr sie trotz allem noch zu beherrschen vermögt.” Der Schwertmeister drehte sich um und nahm zwei Klingen von einem Schwerthalter, wog sie kurz in der Hand und drückte jeweils eine Coris und dem Knappen, der neben ihm stand in die Hand. So bekam jeder von ihnen eine solche kunstvoll geschmiedete Klinge, die sich merklich von denen unterschied, die sie vorher bei sich trugen. “Wir werden euch nun heilige Relikte geben, mit welchen ihr eure Waffen verzieren könnt. Doch seid gewahr, dass diese Relikte auch dämonische Kräfte bergen. Überprüft sorgfältig, wie viele Relikte ihr an eure Waffen anbringt, denn sie können euren Willen bezwingen und dann ist die Klinge für euch nutzlos. Sie wird euch nicht gehorchen und euch vielleicht sogar töten! Also gebt acht!”, wies sie der Templer ein. Daraufhin deute er auf einen länglichen Tisch, auf dem allerlei kleine Relikte lagen. Die Knappen begannen nun, zunächst jeweils ein Relikt an ihrer Waffe zu befestigen und danach ihre Schwerter zu schwingen und in sich auf die ‘Stimme der Klinge’ zu hören, wozu sie während ihres Trainings so oft angehalten wurden. Coris kannte die Stimme seiner vorherigen Klinge genau. Doch diese Stimme war anders. Es schien im, als würde die Klinge anderen Gesetzen zu gehorchen. Sie schien nicht mehr der Schwerkraft und Trägheit unterlegen. Sie war leicht, leichter als es von einer Klinge dieser Größe zu erwarten gewesen wäre und nur seine Hand schien sie auf ihrer natürlichen Bahn zu halten. Jäh würde er aus seiner Konzentration gerissen: “Geht nun und lasst euch Rüstung und Schilde geben. Wir sehen uns dann oben. Mein Name ist im übrigen Kelrun und ich bin ab jetzt euer Gruppenführer! Ihr habt ab nun meinen Befehlen folge zu leisten. Beeilt euch!”, sagte der Templer und eilte durch die Tür und aus der Waffenkammer. Sie legten nun ihre Ganzkörperrüstungen, die ihnen bereits aus dem Training vertraut waren, an. Nach wenigen Minuten und etlichen geübten Handgriffen später stand Coris Trupp als erster bereit, aufzubrechen. ______________________________________________________________________ Sieben große und sechs kleine Ergeben kein Ganzes, wenn es fällt. Geändert von vaja (1. June 2008 um 21:54 Uhr). | |
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| Eine sehr schoen geschriebene Geschichte. Die Formatierung an sich finde ich sehr gut, die Rechtschreibung ist sehr sehr gut und die Geschichte absolut fluessig und ohne Unterbrechung lesbar. Ich wuerde auch hier gerne mehr lesen, wie es denn nun weitergeht Ein wirklich winziger Kritikpunkt, was ich finde, was nicht so gut passt ist das "gegrillt". Irgendwie passt es, meiner Meinung nach, nicht so gut zu der sonstigen sehr ansprechenden Wortwahl. Besser faende ich so etwas wie zum Beispiel "...wuerde er wahrscheinlich einen schmerzhaften und qualvollen Tod durch die elektrisierten Tentakel sterben". Aber wie gesagt, ist nur meine Meinung und ein kleiner Tip. Aber bitte weiter so, eine grossartige Erzaehlung |
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sehr gut geschrieben. die andere schriftfarbe bei den dialogen find ich ne nette idee. macht es lesbarer imo. das mit dem "gegrillt" find ich absolut passend. ein jugendlicher der plötzlich einem dämon gegenübersteht wird sich wohl kaum solch lyrisch formulierte gedanken machen ______________________________________________________________________ - Faster Pussycat. Kill! Kill! - - Tierra y Libertad - | |
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| Ich habe es nicht so verstanden, als dass er es in indirekter Rede denkt. Aber wie gesagt daran haenge ich mich nicht auf oder finde deshalb die Geschichte schlecht. Ist ja auch nur meine bescheidene Meinung Und wie tiane sagte, die andere Schriftfarbe laesst deutlicher die direkte Rede erkennen und ich finde es recht schoen. |
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Dankeschön für das Feedback. Ich habe das "wahrscheinlich" vor dem gegrillt herausgenommen, wodurch es mMn nicht so archaisch und irgendwie gegenläufig klingt. Ich habe aus dem Prolog jetzt das erste Kapitel gemacht und es mal beendet. Zwar gefällt mir das Ende des Kapitels zwecks Spannungsaufbau noch nicht so gut, aber bevor ich jetzt anfange da wieder perfektionistisch dran rumzudoktorn, lasse ich es lieber Fortsetzung folgt! ______________________________________________________________________ Sieben große und sechs kleine Ergeben kein Ganzes, wenn es fällt. Geändert von vaja (19. May 2008 um 16:24 Uhr). | |
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Kapitel II - Die Stimme der Klinge Sie hasteten durch die Gänge bis zum Haupteingang der Templerquartiere. Dort wartete Kelrun auf sie. “Wenn wir durch diese Tür treten, werden wir kämpfen müssen. Ihr habt bereits viel über die Dämonen gelernt, doch nun heißt es, dem Tod ins Auge zu blicken. Denkt immer daran für wen ihr kämpft! Für die Lebenden!” und mit diesen Worten bedeutete der Templer den Wachen die großen Torflügel zu öffnen. Sie schritten zügig heraus und schauten sich von Angst getrieben um. Alle Knappen hatten die Oberwelt nur selten zu Gesicht bekommen, da es sicherer war, unterirdisch zu leben. Ihnen bot sich ein Bild, für dass es keine treffendere Beschreibung als ‘die Hölle auf Erden’ gab. Überall waren die Gebäude eingestürzt, die Straßenzüge ausgebrannt und mit Trümmern und Leichenteilen übersäht. “Wir werden dieser Straße folgen und am Platz auf den wir dann kommen weite Templertrupps treffen um dann geschlossen vorzudringen!” rief Kelrun den Knappen zu. Er schritt mit zwei Schwertern bewaffnet voran. Noch war kein Dämon zu sehen, doch jeder war nun ganz hier und vollkommen achtsam auf Geräusche und Auffälligkeiten in der Umgebung. Die Knappen waren so angespannt, dass sie alle merklich zusammenzuckten als in einem der aufgerissenen Gebäude eine Tür lautstark zuschlug. Sie durchschritten einen gewaltigen Krater, den eine Explosion in die Straße gerissen haben musste. In der Mitte war er bereits mit Regenwasser gefüllt. Er war so tief, dass als sie am tiefsten Punkt entlangliefen, sie die umliegenden Gebäude nicht mehr sehen konnten. Kelrun beschleunigte nun plötzlich seinen Schritt und die Knappen folgten ihm. Scheinbar war selbst dem erfahrenen Schwertmeister diese geringe Sicht auf die Umgebung unangenehm. Coris erschien die gesamte Situation zu ruhig. Es war von einem massiven Angriff die Rede gewesen, doch hier war weit und breit kein einziger Dämon zu sehen. Sie schritten nun wieder über den Kraterrand, als eindeutig der Geruch von verwesendem Fleisch in der Luft lag. Er war so stark, dass er selbst den Brandgeruch des schwelenden Gebälks der Gebäude übertünchte. “Macht euch bereit!”, sagte Kelrun ohne sich umzudrehen. Die Knappen tauschten unsichere Blick aus. Keiner von ihnen wusste, welche Grausamkeiten sie jetzt zu erwarten hatten. Sie wussten zwar, dass es wahrscheinlich irgendwelche ‘Necros’, Untote waren, auf die sie da zuliefen, doch was bedeutete es, gegen sie zu kämpfen? Mit jedem Schritt wurde der süßliche Verwesungsgeruch eindringlicher. Plötzlich vernahmen sie schreckliche Laute, die zwar einer menschlichen Kehle zu entstammen schienen, sich aber dennoch mehr als unmenschlich anhörten. Es war ein Würgen und Keuchen, ein Schreien und Weinen, dass von einem unglaublichen Leiden zu zeugen schien. Sie erreichten eine Kreuzung, auf der Autowracks aufgetürmt waren. Die zerbeulten und rostigen Karossen zeigten Einschusslöcher. Diese Fahrzeuge schienen als Barrikade benutzt worden zu sein. Dieser Wall aus Schrott schloss mit der Wand zu ihrer rechten ab und versperrte ihnen damit die Sicht in die Richtung aus der die Geräusche zu kommen schienen. Kelrun pirschte sich nun geduckt hinter diesem Wall entlang und die Knappen taten es ihm gleich. Er erreichte das Ende des Walls und warf vorsichtig einen Blick um die Ecke. “Sammeln!”, befahl er ihnen flüsternd. Er streckte drei Finger seiner behandschuhten rechten Hand aus und zählte abwärts. Allen war klar, dass sogleich der Kampf gegen diese unbegreifliche Höllenbrut beginnen sollte. Coris spürte die Anspannung ausschlagen, als der Schwertmeister seine Finger ausstreckte und somit das klare Zeichen zum Angriff gab. Er fühlte sich noch nicht bereit, sein Leben zu opfern. Er wollte nicht kämpfen, er wollte noch weiter trainieren um besser für eine solche Situation gewappnet zu sein. Der Schweiß brach ihm aus, was seine Rüstung mit einem ‘Transpirationsregulator aktiviert’, dass vor seinen Augen aufblinkte, kommentierte. In Gedanken sprach er ein Bibelzitat. Eines von den vielen Kampfgebeten, welche die Templer seit Anbeginn jener Schlacht sammelten, um sich gegen ihre Grausamkeiten zu rüsten: >> Der Herr ist meine Stärke und mein Schild; auf ihn hofft mein Herz, und mir ist geholfen. << Psalm 28, 7 Kelrun zog seinen Daumen zum Schwertgriff und gab damit das Zeichen den Angriff zu starten. Sie stürmten aus ihrem Versteck und während der Schwertmeister bereits mit unglaublicher Geschwindigkeit vorpreschte, sahen die Knappen zum ersten mal ihrem Gegner in die hohlen Augen. Sie sahen furchtbar aus. Es waren einst Menschen gewesen, doch jetzt war ihre Haut zerfetzt und von offenen Wunden übersäht. Das verrottende Fleisch hing ihnen von ihren verdrehten Gliedmaßen. Es schien, als würden ihrer Körper unter unendlicher Qual dazu gezwungen, gegen ihre einstigen Brüder zu kämpfen. Sie schrieen auf, als sie den Trupp bemerkten und begannen, ihnen entgegen zu wandeln. Der Templer war bereits bei den ersten Untoten angekommen. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern ließ er seine heiligen Klingen auf diese von dämonischer Kraft zum Leben gezwungenen Kadaver niederfahren. Das Geräusch, als die Klingen das faulige Fleisch zerteilten jagte Coris einen Schauer über den Rücken. Es erschien ihm eine Untat mit solch brachialer Gewalt gegen die verletzlichen Körper dieser armen Menschen vorzugehen. Andererseits wusste er, dass dies bereits von der Grausamkeit jener Hölle zeugte, dass sie die Menschen gegen ihre Toten, als willenlose, von endloser Pein getriebene Zombies kämpfen ließ. Im rennen sah Coris, wie Kelrun einer Frau, oder dem, was von ihr übrig war mit dem Schwertgriff den Kiefer aus dem Gesicht schlug. Wieder wollte ihm das furchtbare Geräusch berstender Knochen einen unangenehmen Schauer der Beklemmung über den Rücken jagen, doch er biss sich auf die Lippen und holte beherzt aus, als der erste wandelnde Tote in seiner Reichweite war. Schneller als er begriff erreichte sein Schwert die Seite seines Gegners. Mit erschreckender Leichtigkeit schnitt die Klinge durch das Fleisch um dann abrupt stecken zu bleiben. Der Zombie, dessen Gesicht von einem riesigen Eitergeschwür entstellt war, kreischte in einem markerschütternden Ton und hob seine Arme um Coris einen gewaltigen Hieb zu verpassen. Coris wollte seinen Schild nach oben reißen und gleichzeitig sein Schwert aus dem Haufen Gedärm ziehen, der sich ihm nun auftat. Doch es steckte im Körper dieses Ungetüms. Seine Arme donnerten auf Coris’ Schild, der nun die ungestüme Gewalt zu spüren bekam, mit der ein menschlicher Körper zuschlagen konnte, wenn sein Wille bereits vollständig gebrochen war. Nur mit Mühe konnte sich Coris auf den Beinen halten. Nun holte der Zombie erneut zum Schlag aus, diesmal mit beiden Armen aus verschiedenen Richtungen. Coris wandte seinen Schild nach rechts um sich gegen den linken Angriff des Untoten zu wehren, als plötzlich ein Schwert über seinen Helm hinweg flog und dem Zombie direkt ins Gesicht spießte. Eiter spritze auf Coris’ Helm und Rüstung. Der Untote fiel nach hinten um. Verdutzt drehte sich Coris um und sah einen anderen Knappen, der ohne Schwert wenige Meter entfernt stand und offensichtlich noch nicht so recht begreifen konnte, welches Kunststück ihm da gerade gelungen war. Nun war das Schlachten bereits im vollen Gange. Von überall erklangen Schreie der Untoten und das Geräusch von durch die Luft wirbelnden Klingen. Dumpf schlugen die zweifach getöteten Körper auf dem Boden auf. Bisher war noch einer der Knappen gefallen und sie hatten schon gut ein Dutzend dieser eitrigen Höllenbrut getötet. Coris stellte seinen Fuß auf den Brustkorb des Untoten, den der Knappe hinter ihm mit einem Schwertwurf getötet hatte und zog mit aller Kraft an seinem Schwert, welches sich offenbar in der Wirbelsäule verkantet hatte. Nach zwei Versuchen gelang es ihm, das Schwert frei zu reißen und er stolperte überrascht ein paar Schritte nach hinten. Doch ihm blieb kaum Zeit überrascht zu sein, denn es schlurfte bereits ein weiterer Untoter auf ihn zu. Sein Körper war aufgedunsen, wie der einer Wasserleiche. Doch nun wusste Coris, wie er vorzugehen hatte. Er musste möglichst den Kopf dieser Kreaturen treffen und vermeiden sein Schwert in die Knochen des Gegners zu schlagen. Für ihn hatten diese wandelnden Toten bereits jegliche Menschlichkeit verloren. Als der Aufgeblähte bei ihm ankam wich Coris schnell seinem ausladenden Angriff aus, denn durch die weiten Bewegungen war er gut vorauszusehen. Mit einer flinken Drehung befand er sich bereits seitlich des Gegners und stach ihm kurzerhand sein Schwert dort ihn den Kopf wo früher das Ohr gesessen haben müsste. Der Fleischberg gab nur noch ein kurzes Röcheln von sich, als er bereits nach vorne kippte. Schnell zog Coris sein Schwert aus dem Schädel und sah sich nach dem nächsten Gegner um. Er erspähte den Templer und sah in etliche Meter weiter vorn auf einen besonders großen Untoten einschlagen. Dieser schien über einen Strahl mit einer anderen Kreatur verbunden zu sein, die weiter hinten stand und von etlichen anderen Untoten umgeben war. Er schien erhebliche Probleme zu haben gegen diesen Giganten zu bestehen. Die wuchtigen Schläge des Riesen schien der Templer nur mit Mühe parieren zu können. Coris dachte nicht nach, sondern schrie: “NACH VORN! SAMMELT EUCH!” Als hätten die Knappen auf ein solche Kommando gewartet wandten sie sich zu der Kreatur mit der Kelrun so arg zu kämpfen hatte. Coris spurtete los, den Templer im Kampf zu unterstützen. Zwei Knappen, die nicht mit Kämpfen beschäftigt waren, folgten ihm. Je näher er dem Spektakel kam, desto deutlicher wurde die Situation. Die Kreatur, die mit dem Riesen-Necro verbunden war schien eine Art Meister, ja Beschwörer zu sein. Jedenfalls scharte er etliche Untote um sich. Coris war klar, dass dieser Beschwörer das eigentliche Ziel war. Er warf einen kurzen Blick zum kämpfenden Kelrun, der wie einen Klingenfurie auf und ab schwang und dem Riesen viele Treffer verpasste. Doch dieser schien wesentlich zäher als seine normal gewachsenen Kumpanen. Für einen kurzen Augenblick drehte der Templer seinen behelmten Kopf, sodass es Coris erschien, sie müssten sich nun direkt in die Augen sehen, wenn sie keine Visiere auf hätten. Scheinbar hatte der Templer ihn wirklich angesehen und bemerkte sein kurzes Zögern. “Auf den Beschwörer!”, schrie der Schwertmeister bevor er einen weiteren wuchtigen Schlag parieren musste. Ein unbekannter Kampfgeist entflammte in Coris. Er fühlte sich schlagartig bereits sich für für diesen Kampf zu opfern. Obwohl sofort der rationale Gedanke in ihm aufkam, dass es töricht sei, sich in eine solche Schar von Necros zu stürzen. Doch diese Konsequenz, die der Schwertmeister mit jeder seiner Bewegungen ausstrahlte stachelte ihn unglaublich an. Er warf sich mit dem Schild voran in die eng stehenden Reihen von Zombies, die von der Wucht des Aufpralls nach hinten geschoben wurden. Nur ein paar Meter trennten ihn und sein Schwert vom Beschwörer. Coris schien es aussichtslos erst alle Necros niederzukämpfen, um diese Höllenkreatur zu erreichen. So warf er kurzerhand sein Schwert mit einer peitschenden Bewegung nach vorn, in der Hoffnung einen ebensolchen Treffer zu landen, wie es seinem Hintermann zuvor gelungen war. Als sein Schwert seine Hand verließ, schien die Zeit kurz innezuhalten. Er glaubte die Klinge in der Luft erspüren zu können. Wieder erschien es ihm, als würde die Klinge nur durch seine Hand, seinen Willen auf ihrer Bahn gehalten. Als würde sie nicht den normalen Gesetzen der Physik gehorchen. Er starrte der Klinge hinterher, die sich in ihrer Flugbahn so unglaublich gezielt auf den Beschwörer zubewegte, dass er seinen eigenen Augen nicht trauen wollte. Er selbst schien die Klinge zu dirigieren, obwohl sie bereits seine Hand verlassen hatte. Er hörte den Stahl schwingen und tief in ihm erklang ein vertrautes Geräusch. Die Stimme der Klinge. [oos] Der Doppelpost sei mir bitte verziehen. Ich werde immer einen neunen Post machen, wenn ich weitergeschrieben habe, zwecks Übersicht und Verlinkung im Inhaltsverzeichnis. [/oos] ______________________________________________________________________ Sieben große und sechs kleine Ergeben kein Ganzes, wenn es fällt. | |
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| Eine schoene Fortsetzung und Ueberarbeitung des ersten Kapitels. Die Qualitaet ist aehnlich dem ersten Teil gut, schoen und leicht zu lesen. Besonders das Bibelzitat finde ich sehr passend und gut gewaehlt Ich wuerde vielleicht durch einen leuchtenden oder gleissenden Energiestrahl schreiben. Aber nur so als wirklich minimale Anregung, sonst wirklich gut geschrieben |
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