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1. June 2008, 21:51
vaja vaja ist offline
 
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Kapitel II - Die Stimme der Klinge

Sie hasteten durch die Gänge bis zum Haupteingang der Templerquartiere. Dort wartete Kelrun auf sie.
“Wenn wir durch diese Tür treten, werden wir kämpfen müssen. Ihr habt bereits viel über die Dämonen gelernt, doch nun heißt es, dem Tod ins Auge zu blicken. Denkt immer daran für wen ihr kämpft! Für die Lebenden!” und mit diesen Worten bedeutete der Templer den Wachen die großen Torflügel zu öffnen. Sie schritten zügig heraus und schauten sich von Angst getrieben um.
Alle Knappen hatten die Oberwelt nur selten zu Gesicht bekommen, da es sicherer war, unterirdisch zu leben. Ihnen bot sich ein Bild, für dass es keine treffendere Beschreibung als ‘die Hölle auf Erden’ gab. Überall waren die Gebäude eingestürzt, die Straßenzüge ausgebrannt und mit Trümmern und Leichenteilen übersäht.
“Wir werden dieser Straße folgen und am Platz auf den wir dann kommen weite Templertrupps treffen um dann geschlossen vorzudringen!” rief Kelrun den Knappen zu. Er schritt mit zwei Schwertern bewaffnet voran. Noch war kein Dämon zu sehen, doch jeder war nun ganz hier und vollkommen achtsam auf Geräusche und Auffälligkeiten in der Umgebung. Die Knappen waren so angespannt, dass sie alle merklich zusammenzuckten als in einem der aufgerissenen Gebäude eine Tür lautstark zuschlug.

Sie durchschritten einen gewaltigen Krater, den eine Explosion in die Straße gerissen haben musste. In der Mitte war er bereits mit Regenwasser gefüllt. Er war so tief, dass als sie am tiefsten Punkt entlangliefen, sie die umliegenden Gebäude nicht mehr sehen konnten. Kelrun beschleunigte nun plötzlich seinen Schritt und die Knappen folgten ihm. Scheinbar war selbst dem erfahrenen Schwertmeister diese geringe Sicht auf die Umgebung unangenehm.
Coris erschien die gesamte Situation zu ruhig. Es war von einem massiven Angriff die Rede gewesen, doch hier war weit und breit kein einziger Dämon zu sehen.
Sie schritten nun wieder über den Kraterrand, als eindeutig der Geruch von verwesendem Fleisch in der Luft lag. Er war so stark, dass er selbst den Brandgeruch des schwelenden Gebälks der Gebäude übertünchte.
“Macht euch bereit!”, sagte Kelrun ohne sich umzudrehen. Die Knappen tauschten unsichere Blick aus. Keiner von ihnen wusste, welche Grausamkeiten sie jetzt zu erwarten hatten. Sie wussten zwar, dass es wahrscheinlich irgendwelche ‘Necros’, Untote waren, auf die sie da zuliefen, doch was bedeutete es, gegen sie zu kämpfen?
Mit jedem Schritt wurde der süßliche Verwesungsgeruch eindringlicher. Plötzlich vernahmen sie schreckliche Laute, die zwar einer menschlichen Kehle zu entstammen schienen, sich aber dennoch mehr als unmenschlich anhörten. Es war ein Würgen und Keuchen, ein Schreien und Weinen, dass von einem unglaublichen Leiden zu zeugen schien.
Sie erreichten eine Kreuzung, auf der Autowracks aufgetürmt waren. Die zerbeulten und rostigen Karossen zeigten Einschusslöcher. Diese Fahrzeuge schienen als Barrikade benutzt worden zu sein. Dieser Wall aus Schrott schloss mit der Wand zu ihrer rechten ab und versperrte ihnen damit die Sicht in die Richtung aus der die Geräusche zu kommen schienen.
Kelrun pirschte sich nun geduckt hinter diesem Wall entlang und die Knappen taten es ihm gleich. Er erreichte das Ende des Walls und warf vorsichtig einen Blick um die Ecke. “Sammeln!”, befahl er ihnen flüsternd. Er streckte drei Finger seiner behandschuhten rechten Hand aus und zählte abwärts. Allen war klar, dass sogleich der Kampf gegen diese unbegreifliche Höllenbrut beginnen sollte.
Coris spürte die Anspannung ausschlagen, als der Schwertmeister seine Finger ausstreckte und somit das klare Zeichen zum Angriff gab. Er fühlte sich noch nicht bereit, sein Leben zu opfern. Er wollte nicht kämpfen, er wollte noch weiter trainieren um besser für eine solche Situation gewappnet zu sein. Der Schweiß brach ihm aus, was seine Rüstung mit einem ‘Transpirationsregulator aktiviert’, dass vor seinen Augen aufblinkte, kommentierte. In Gedanken sprach er ein Bibelzitat. Eines von den vielen Kampfgebeten, welche die Templer seit Anbeginn jener Schlacht sammelten, um sich gegen ihre Grausamkeiten zu rüsten:

>> Der Herr ist meine Stärke und mein Schild; auf ihn hofft mein Herz, und mir ist geholfen. <<
Psalm 28, 7


Kelrun zog seinen Daumen zum Schwertgriff und gab damit das Zeichen den Angriff zu starten. Sie stürmten aus ihrem Versteck und während der Schwertmeister bereits mit unglaublicher Geschwindigkeit vorpreschte, sahen die Knappen zum ersten mal ihrem Gegner in die hohlen Augen.
Sie sahen furchtbar aus. Es waren einst Menschen gewesen, doch jetzt war ihre Haut zerfetzt und von offenen Wunden übersäht. Das verrottende Fleisch hing ihnen von ihren verdrehten Gliedmaßen. Es schien, als würden ihrer Körper unter unendlicher Qual dazu gezwungen, gegen ihre einstigen Brüder zu kämpfen. Sie schrieen auf, als sie den Trupp bemerkten und begannen, ihnen entgegen zu wandeln.
Der Templer war bereits bei den ersten Untoten angekommen. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern ließ er seine heiligen Klingen auf diese von dämonischer Kraft zum Leben gezwungenen Kadaver niederfahren. Das Geräusch, als die Klingen das faulige Fleisch zerteilten jagte Coris einen Schauer über den Rücken. Es erschien ihm eine Untat mit solch brachialer Gewalt gegen die verletzlichen Körper dieser armen Menschen vorzugehen. Andererseits wusste er, dass dies bereits von der Grausamkeit jener Hölle zeugte, dass sie die Menschen gegen ihre Toten, als willenlose, von endloser Pein getriebene Zombies kämpfen ließ. Im rennen sah Coris, wie Kelrun einer Frau, oder dem, was von ihr übrig war mit dem Schwertgriff den Kiefer aus dem Gesicht schlug. Wieder wollte ihm das furchtbare Geräusch berstender Knochen einen unangenehmen Schauer der Beklemmung über den Rücken jagen, doch er biss sich auf die Lippen und holte beherzt aus, als der erste wandelnde Tote in seiner Reichweite war. Schneller als er begriff erreichte sein Schwert die Seite seines Gegners. Mit erschreckender Leichtigkeit schnitt die Klinge durch das Fleisch um dann abrupt stecken zu bleiben. Der Zombie, dessen Gesicht von einem riesigen Eitergeschwür entstellt war, kreischte in einem markerschütternden Ton und hob seine Arme um Coris einen gewaltigen Hieb zu verpassen. Coris wollte seinen Schild nach oben reißen und gleichzeitig sein Schwert aus dem Haufen Gedärm ziehen, der sich ihm nun auftat. Doch es steckte im Körper dieses Ungetüms. Seine Arme donnerten auf Coris’ Schild, der nun die ungestüme Gewalt zu spüren bekam, mit der ein menschlicher Körper zuschlagen konnte, wenn sein Wille bereits vollständig gebrochen war. Nur mit Mühe konnte sich Coris auf den Beinen halten. Nun holte der Zombie erneut zum Schlag aus, diesmal mit beiden Armen aus verschiedenen Richtungen. Coris wandte seinen Schild nach rechts um sich gegen den linken Angriff des Untoten zu wehren, als plötzlich ein Schwert über seinen Helm hinweg flog und dem Zombie direkt ins Gesicht spießte. Eiter spritze auf Coris’ Helm und Rüstung. Der Untote fiel nach hinten um. Verdutzt drehte sich Coris um und sah einen anderen Knappen, der ohne Schwert wenige Meter entfernt stand und offensichtlich noch nicht so recht begreifen konnte, welches Kunststück ihm da gerade gelungen war.
Nun war das Schlachten bereits im vollen Gange. Von überall erklangen Schreie der Untoten und das Geräusch von durch die Luft wirbelnden Klingen. Dumpf schlugen die zweifach getöteten Körper auf dem Boden auf. Bisher war noch einer der Knappen gefallen und sie hatten schon gut ein Dutzend dieser eitrigen Höllenbrut getötet.
Coris stellte seinen Fuß auf den Brustkorb des Untoten, den der Knappe hinter ihm mit einem Schwertwurf getötet hatte und zog mit aller Kraft an seinem Schwert, welches sich offenbar in der Wirbelsäule verkantet hatte. Nach zwei Versuchen gelang es ihm, das Schwert frei zu reißen und er stolperte überrascht ein paar Schritte nach hinten. Doch ihm blieb kaum Zeit überrascht zu sein, denn es schlurfte bereits ein weiterer Untoter auf ihn zu. Sein Körper war aufgedunsen, wie der einer Wasserleiche. Doch nun wusste Coris, wie er vorzugehen hatte. Er musste möglichst den Kopf dieser Kreaturen treffen und vermeiden sein Schwert in die Knochen des Gegners zu schlagen. Für ihn hatten diese wandelnden Toten bereits jegliche Menschlichkeit verloren.
Als der Aufgeblähte bei ihm ankam wich Coris schnell seinem ausladenden Angriff aus, denn durch die weiten Bewegungen war er gut vorauszusehen. Mit einer flinken Drehung befand er sich bereits seitlich des Gegners und stach ihm kurzerhand sein Schwert dort ihn den Kopf wo früher das Ohr gesessen haben müsste. Der Fleischberg gab nur noch ein kurzes Röcheln von sich, als er bereits nach vorne kippte. Schnell zog Coris sein Schwert aus dem Schädel und sah sich nach dem nächsten Gegner um.

Er erspähte den Templer und sah in etliche Meter weiter vorn auf einen besonders großen Untoten einschlagen. Dieser schien über einen Strahl mit einer anderen Kreatur verbunden zu sein, die weiter hinten stand und von etlichen anderen Untoten umgeben war. Er schien erhebliche Probleme zu haben gegen diesen Giganten zu bestehen. Die wuchtigen Schläge des Riesen schien der Templer nur mit Mühe parieren zu können.
Coris dachte nicht nach, sondern schrie: “NACH VORN! SAMMELT EUCH!” Als hätten die Knappen auf ein solche Kommando gewartet wandten sie sich zu der Kreatur mit der Kelrun so arg zu kämpfen hatte. Coris spurtete los, den Templer im Kampf zu unterstützen. Zwei Knappen, die nicht mit Kämpfen beschäftigt waren, folgten ihm.
Je näher er dem Spektakel kam, desto deutlicher wurde die Situation. Die Kreatur, die mit dem Riesen-Necro verbunden war schien eine Art Meister, ja Beschwörer zu sein. Jedenfalls scharte er etliche Untote um sich. Coris war klar, dass dieser Beschwörer das eigentliche Ziel war. Er warf einen kurzen Blick zum kämpfenden Kelrun, der wie einen Klingenfurie auf und ab schwang und dem Riesen viele Treffer verpasste. Doch dieser schien wesentlich zäher als seine normal gewachsenen Kumpanen. Für einen kurzen Augenblick drehte der Templer seinen behelmten Kopf, sodass es Coris erschien, sie müssten sich nun direkt in die Augen sehen, wenn sie keine Visiere auf hätten.
Scheinbar hatte der Templer ihn wirklich angesehen und bemerkte sein kurzes Zögern. “Auf den Beschwörer!”, schrie der Schwertmeister bevor er einen weiteren wuchtigen Schlag parieren musste.

Ein unbekannter Kampfgeist entflammte in Coris. Er fühlte sich schlagartig bereits sich für für diesen Kampf zu opfern. Obwohl sofort der rationale Gedanke in ihm aufkam, dass es töricht sei, sich in eine solche Schar von Necros zu stürzen. Doch diese Konsequenz, die der Schwertmeister mit jeder seiner Bewegungen ausstrahlte stachelte ihn unglaublich an.
Er warf sich mit dem Schild voran in die eng stehenden Reihen von Zombies, die von der Wucht des Aufpralls nach hinten geschoben wurden. Nur ein paar Meter trennten ihn und sein Schwert vom Beschwörer. Coris schien es aussichtslos erst alle Necros niederzukämpfen, um diese Höllenkreatur zu erreichen. So warf er kurzerhand sein Schwert mit einer peitschenden Bewegung nach vorn, in der Hoffnung einen ebensolchen Treffer zu landen, wie es seinem Hintermann zuvor gelungen war.

Als sein Schwert seine Hand verließ, schien die Zeit kurz innezuhalten. Er glaubte die Klinge in der Luft erspüren zu können. Wieder erschien es ihm, als würde die Klinge nur durch seine Hand, seinen Willen auf ihrer Bahn gehalten. Als würde sie nicht den normalen Gesetzen der Physik gehorchen. Er starrte der Klinge hinterher, die sich in ihrer Flugbahn so unglaublich gezielt auf den Beschwörer zubewegte, dass er seinen eigenen Augen nicht trauen wollte. Er selbst schien die Klinge zu dirigieren, obwohl sie bereits seine Hand verlassen hatte. Er hörte den Stahl schwingen und tief in ihm erklang ein vertrautes Geräusch. Die Stimme der Klinge.



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Der Doppelpost sei mir bitte verziehen. Ich werde immer einen neunen Post machen, wenn ich weitergeschrieben habe, zwecks Übersicht und Verlinkung im Inhaltsverzeichnis.
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Sieben große und sechs kleine Ergeben kein Ganzes, wenn es fällt.