Das schönste und spaßigste Need for Speed aller Zeiten - hätten sie es doch nur nicht Most Wanted genannt
Das spaßigste Need for Speed aller Zeiten? Wer bist du, dass du das behaupten kannst? Nunja, ich spiele NFS seit dem zweiten Serienteil. Dies ist nunmehr der 13. Teil. Also ich bin schon eine Weile dabei und kenne die Serie ganz gut.
------------Ein kurzer Überblick------------
Most Wanted. Wofür steht dieser Titel? Es steht weder für Tuning noch für eine realistische Fahrweise oder eine Story. Nein, es geht darum, der von der Polizei meist gesuchte Rennfahrer der Stadt zu werden. Darum ging es im ersten Most Wanted von 2005 und darum geht es auch im neuen Most Wanted von 2012. Die Umsetzung des ganzen ist aber von Grund auf verschieden. Leute, die sich eine Fortführung des ersten Most Wanted-Prinzips wünschen, werden jedoch enttäuscht werden.
Im alten Most Wanted von 2005 lernte man etliche Charaktere kennen. So gab es dort die Freundin Mia, den Erzfeind Razor, die anderen 14 Blacklist-Fahrer und den Erzbullen Sergeant Cross und es wurde eine Geschichte erzählt, in der man von Razor reingelegt wurde und blablabla und jetzt will man sich an die Spitze der Blacklist fahren. Ich empfand die Zwischensequenzen in denen die Story vorangetrieben wurde, als völlig überzogen. Es wurde krampfhaft versucht alles "total cool" wirken zu lassen. Ich fand diese Darstellung ehrlich gesagt etwas lächerlich. Ich wollte einfach nur fahren.
Doch vielen anderen hat diese Darstellung sicherlich gefallen und viele haben sie sich auch für das nächste Most Wanted erhofft.
Darüberhinaus gibt es auch keine Autohändler, Tuningshops und auch keine Unterschlüpfe mehr wo man seine Wagen wechseln kann. Jeder, der diese Features unbedingt auch in diesem Most Wanted haben will, der sollte vielleicht lieber die Finger von diesem Spiel lassen.
Das neue Most Wanted setzt den Fokus ganz anders. Es gibt keine Story. Man bekommt einfach eine Liste von den 10 meist gesuchten Fahrern der Stadt. Dort steht dann wie viele Speed Points (zu den Speed Points komme ich später noch zu sprechen) man sammeln muss, um gegen den Fahrer antreten zu können und fertig. Hinter den Gegnern stecken keine Persönlichkeiten wie im ersten Most Wanted. Stattdessen gibt es einfach nur ein Ziel: An die Spitze dieser Liste zu gelangen.
Doch ist das schlimm? Für alle, die keine strikten Anforderungen nach dem Vorbild des erstes Most Wanted haben, nein. Ich gehöre zu dieser Gruppe dazu und ich finde es sogar besser so! Ich seh das so: Eine Story in einem Rennspiel? Also bitte, das kann doch nichts werden. Am Ende kommt doch ohnehin nur ein Mittel zum Zweck heraus. Ein Grund warum man fahren soll. Doch man hat doch schon einen Grund: Man will einfach Rennen in genau der Art und Weise fahren wie man es im jeweiligen Spiel geboten bekommt. Das ist für mich als Motivation ausreichend. Ich muss nicht extra einen Erzfeind haben, damit ich eine Motivation habe über die Straßen zu heizen. Die Motivation ist der Spielspaß und Criterion tut in diesem Spiel alles was dem Spielspaß zuträglich ist.
Eine zusätzliche Motivation gibt es dennoch, und diese ist wirklich hervorragend gelungen, wie ich finde. An jedem Blitzer an dem man vorbei fährt wird die Geschwindigkeit festgehalten, bei jedem Rennen die Zeit, bei jeder Sprungschanze die Sprungweite und bei jeder Verfolgungsjagd die maximale Punktzahl, die man erreicht hat. Hat man Freunde in Origin, die dieses Spiel ebenfalls haben, sehen diese eure Spitzengeschwindigkeit am jeweiligen Blitzer usw. und ihr seht deren Bestzeiten ebenfalls. Und wenn man daran vorbeifährt und nicht Nummer 1 ist, dann will man das nicht auf sich sitzen lassen, dreht um, und versucht es besser zu machen als der Freund. Wenn man es dann geschafft hat, ist das echt ein tolles Gefühl. :-)
------------Die Steuerung------------
Wer ein realistisches Rennspiel will, der soll sich "Need for Speed - Shift" oder "Need for Speed - Shift 2" kaufen. Das hier ist alles andere als realistisch. Aber es macht einen riesigen Spaß! Die Steuerung ist ziemlich intuitiv und es bedarf nur einer geringen Eingewöhnungszeit. Man kommt eigentlich sofort damit zurecht. Zumindest wenn man ein Gamepad hat. Wie es sich mit der Tastatur spielen lässt, kann ich nicht sagen, da ich es nicht ausprobiert habe. Ich würde für Rennspiele sowieso immer ein Gamepad empfehlen.
------------Das Spielprinzip------------
Wie ich bereits erwähnte kann man nur dann gegen die Most Wanted-Fahrer antreten, wenn man eine bestimmte Anzahl von SpeedPoints gesammelt hat.
SpeedPoints kann man folgendermaßen sammeln:
Rennen fahren:
- Alle Rennen haben eine unterschiedliche Schwierigkeitsstufe, die sich durch die Streckeneigenschaften bestimmen.
- Für jedes Rennen gibt es 12.000 SpeedPoints, wenn ihr auf dem ersten Platz landet.
- Für den zweiten Platz gibt es 8.000 SpeedPoints
- Für den dritten Platz gibt es 500 SpeedPoints
Gegner rammen:
- Das Rammen eines Gegner bringt 25 SpeedPoints.
- Für das Ausschalten eines Gegner gibt es eigentlich 250 SpeedPoints. Ausschalten kann man einen Gegner in dem man ihn durch mehrfaches leichtes Rammen oder einmaligem schwerem Rammen
ausreichend beschädigt. Darüberhinaus gibt es diese SpeedPoints auch, wenn ihr indirekt für den "Untergang" des Gegners verantwortlich seid. Kracht er zum Beispiel gegen eine Wand oder in den Gegenverkehr, weil ihr ihn durch euer Rammen dorthin katapultiert habt, bekommt ihr Speedpoints dafür. Schaltet ihr gegnerische Rennfahrer auf diese Weise aus, so bleiben sie 2 oder 3 Sekunden stehen und werden dann am Unfallort wieder mit einer für das Rennen angemessenen Geschwindigkeit wieder in das Rennen geworfen. Schaltet jedoch ihr Polizeiwagen aus, so sind sie endgültig Geschichte und belästigen euch nicht mehr.
Durch Reklametafeln springen:
- In der Spielwelt gibt es jede Menge Rampen mit denen ihr teils absurde Sprünge absolvieren könnt. Durchbrecht ihr im Flug eine Reklametafel, so gibt das 500 SpeedPoints.
Sicherheitstore durchbrechen:
- Es gibt hier und da immer mal wieder abgesperrte Areale, wie zum Beispiel ein Hafen- oder ein Fabrikgelände. Durchbrecht ihr die Tore und befahrt ihr diese Areale, so bringt euch das ebenfalls SpeedPoints (weiß aber nicht mehr wie viel genau).
So viel zu den SpeedPoints.
Im neuen Most Wanted kauft man sich die Autos übrigens nicht mehr und man schaltet sie auch nicht frei. Stattdessen stehen die Autos irgendwo in der Stadt rum und wenn man ein Auto mit einem Wappen des Herstellers darüber, herumstehen sieht, kann man einfach hinfahren und den Wagen wechseln. Das geht sogar mitten in einer Verfolgungsjagd.
EasyDrive ist ein meiner Meinung nach ziemlich innovatives und intuitives Bedienfeld, das quasi ein Hauptmenü überflüssig macht. Statt also extra das Spiel zu unterbrechen, um das Navi auf ein neues Ziel (Rennen, gefundener Wagen etc.) einzustellen kann man das einfach direkt im Spiel machen. Um zu einem Rennen oder einer Wechselstelle eines bestimmten Autos zu gelangen kann man sich entweder die Route setzen lassen und selber hinfahren oder, wenn man ein paar Kilometer weit weg ist, sich auch einfach direkt hinteleportieren lassen und sofort loslegen.
Außerdem gibt es auch noch ein ziemlich hübsches Schadensmodell, das die Autos verbeult, eine Auswirkung auf die Fahreigenschaften des Autos hat dies aber nicht. Wenn man aber zu stark beschädigt wird, dann kommt man in eine Crash-Ansicht, in der man in Zeitlupe sieht, wie das Auto crashed. So bleibt man dann 3 bis 4 Sekunden in diesem Bildschirm hängen und kanns nichts tun. Eigentlich ärgerlich, wenn man in einer Verfolgungsjagd oder einem Rennen ist, aber das Spiel löst das eigentlich ganz gut. In einer Verfolgungsjagd mit der Polizei kann man danach einfach weiterfahren, weil die Polizei einen eine bestimmte lang festsetzen muss, bevor man wirklich geschnappt wird und die Zeit im Crash-Bildschirm zählt nicht dazu. Bei einem Rennen muss eventuell zwar mit ansehen wie alle Wagen an einem vorbeiziehen, während man selbst nichts machen kann, jedoch wird man dann einfach wieder mit 200km/h ins Rennen geworfen und muss nicht erst von 0 losfahren. Von daher macht das auch wieder etwas Zeit wett, die man in dem Crash-Bildschirm verplempern muss. Doch obwohl sie den Crashbildschirm so wieder ein bisschen ausbügeln, wäre es wahrscheinlich doch besser gewesen die Crashinszenierung einfach ganz bleiben zu lassen oder sie zumindest deaktivierbar zu machen.
------------Das Tuning------------
Anders als im ersten Most Wanted, gibt es kein Tuning mehr - zumindest nicht im optischen Sinne. In jedem Rennen kann man aber mit dem ersten und zweiten Platz Upgrades für das jeweilige Auto, mit dem ihr gerade fahrt, freispielen. Anders als im Original von 2005 kann man aber nicht mehr einfach alles ausrüsten und immer weiter ausbauen bis alle Leistungsteile aufs Maximum aufgewertet sind. Stattdessen muss man sich zwischen verschiedenen Teilen in einer Kategorie entscheiden. Zum Beispiel bei den Reifen hat man die Wahl zwischen Geländereifen, mit denen ihr besser im Gelände manövrieren könnt, worunter aber eure Geschwindigkeit und Beschleunigung leiden oder Rennreifen, die genau den gegenteiligen Effekt haben. Traditionelles Nitro, das ich manuell dosieren kann, dessen Schub aber gering ist oder Nitro-Burst, den ich nur auslösen kann, wenn die Nitro-Anzeige voll ist, mir dafür aber einen sehr starken, konzentrierten Schub gibt, der mich auf der Stelle extrem beschleunigt. Ein leichtes Chassis, das mein Gewicht reduziert und damit schneller macht oder ein robustes Chassis, das mich etwas langsamer macht, ich dafür aber mehr/härtere Crashes aushalten kann. Das bringt meiner Meinung nach mehr Spieltiefe beim Leistungstuning und man kann so verschiedene Autos für verschiedene Situationen ausstatten. Ein Wagen bei dem ihr in allen Slots die Standardausrüstung ersetzt hat, unterscheidet sich im Fahrverhalten stark von dem Wagen, den ihr anfänglich gefunden habt. Diese Upgrades kann man jederzeit mit EasyDrive wieder austauschen.
------------Präsentation des Spiels------------
Das Spiel legt einen ganz großen Fokus auf die
Präsentation. Die Grafik ist wirklich atemberaubend schön. Noch nie habe ich so detallierte Wagenmodelle gesehen. Jedes mal wenn ich in einen Wagen umsteige lasse ich mir ein paar Sekunden Zeit und gucke mir den Wagen von allen Seiten an (mit dem rechten Analogstick kann man die Kamera frei um den Wagen drehen), weil die Modelle einfach so wunderschön sind. :-)
Die Spielwelt ist ebenfalls sehr hübsch und vor allem abwechslungsreich. Es gibt eine Stadt, einen Park, einen Strand, Fabriken, absurde Kunstgebilde in denen man wie in einer Achterbahn fahren kann und und und.
Die Beleuchtung ist einfach top. Ob Scheinwerferlicht, Beleuchtung im Tunnel, Spiegelung im Regenwasser oder Blaulicht der Polizei - das alles sieht wirklich toll aus. Die Sonne ist natürlich am schönsten von allen - doch stört die Sonne mitunter auch. Fährt man nämlich genau in Richtung Sonne, blendet sie einen ungefähr genau so stark wie im echten Leben und man kann kaum noch sehen wo man hinfährt. Hier hat Criterion es dann doch etwas übertrieben. Auch wenn es wunderschön aussieht, doch das Gameplay sollte nicht darunter leiden müssen.
Der Sound ist umwerfend. Die Motorengeräusche klingen wirklich fantastisch. Man hört die Power förmlich raus und wenn man in einem Tunnel fährt kommt ein wunderschön anzuhörender Hall. Es gibt im Spiel übrigens auch einen Tesla Roadster (ein Elektroauto) und wie sicher allgemein bekannt ist, kommen von Elektroautos keine Motorengeräusche. Und so ist es in diesem Spiel auch. Ich habe mal die Musik ausgemacht, um es zu testen und man hört, wenn man den Tesla fährt, wirklich nur die Geräusche der rollenden Reifen, aber keinen Motor. Wirklich toll gemacht. :-)
Dazu habe ich auch mal direkt ein Video aufgenommen:
Dann gibt es da auch noch den Soundtrack. Ich habe keine Ahnung von Musik, also groß was darüber sagen kann ich nicht. Die Musik hat aber einen anderen Stil als noch im Original von 2005. Es ist keine rockige Musik mehr, sondern eher solche Musik, die man zum Beginn eines James Bond-Films hört. Diese Musik passt meiner Meinung nach aber wirklich gut zu den serienmäßigen Luxuswagen, die man fährt.
------------Das Fahrgefühl------------
Das Fahrgefühl ist wirklich super. Man heizt mit einer irren Geschwindigkeit um die Ecken und das Geschwindigkeitsgefühl kommt echt gut rüber.
Schaut euch vielleicht einfach mal das Gameplayvideo an, das ich gemacht habe. Macht euch keine Sorgen wegen der englischen Sprache. Ihr könnt bei der Installation natürlich auch deutsch auswählen. :-)
Teil 1:
Teil 2:
------------Die KI------------
Wie es viele hier schon erwähnt haben macht dieses Spiel regen Gebrauch von einer Gummiband-KI.
Wer nicht weiß was das ist: Eine Gummiband-KI zeichnet sich dadurch aus, dass Gegner, die weit hinter euch liegen, blitzschnell wieder aufholen. Anders herum fahren sie dann aber auch langsamer, wenn ihr weit hinter ihnen zurückliegt. Das macht das Rennen zwar durchweg spannend (was gut ist), weil sich nie zu große Abstände entwickeln und man immer gewinnen oder verlieren kann, jedoch ist es schade, dass gute Fahrweise nicht durch große Abstände zu den Gegnern belohnt wird. Außerdem verlieren so die Takedowns enorm an Wert, weil die KI den Abstand sofort wieder aufholen kann.
Auch die Polizei benutzt das Gummiband. Ziemlich nervig bei den Rennen, in der man die Polizei in einer bestimmten Zeit abschütteln muss. Das ist teilweise ein reines Glücksspiel, ob die Bullen irgendwo hängen bleiben, damit man schnell entkommen kann.
Was mich an der Polizei ebenfalls stört: Sie nutzen scheinbar Wallhacks. Wenn ich einer Seitenstraße stehe, in die man unmöglich hineinblicken kann, orten mich die Polizisten aber trotzdem, wenn sie mir auf der Minimap nahe genug sind. Insgesamt machen die Verfolgungsjagden aber einen riesigen Spaß - es gibt nur die zwei Sachen, die je nach Situation, eben nervig werden können.
------------Ist das noch NFS?------------
Es gibt einige Leute, die ich kenne, die meinen dies sei kein richtiges Need for Speed mehr. Einerseits weil es kein Tuning mehr gibt und andererseits soll es mehr ein Burnout sein und sie wollen, wenn sie NFS kaufen, nicht Burnout spielen. Meine Antwort darauf, ob es noch NFS ist: Ja, es ist noch NFS. Und zwar ein waschechtes!
NFS hat nämlich noch nie für irgendwas besonderes gestanden. Weder für Tuning, noch für Polizeiverfolgungsjagden, noch für professionelle Rennen.
Die verschiedenen NFS-Teile haben nur eine Sache immer gemeinsam und das sind Autorennen. Wie man diese Autorennen darstellt ist jedem Entwicklerteam bei jedem neuen NFS selbst überlassen. Lediglich die "Unterreihen" beziehen sich immer auf eine bestimmte Art von Rennen bzw. Gameplay.
------------Ist das ein würdiges Most Wanted?------------
Nein - nicht im Sinne eines Nachfolgers. EA hätte gut daran dieses Spiel anders zu nennen und damit eine neue, frische Unterreihe für Need for Speed zu etablieren, meinetwegen "Need for Speed - Crush" oder so. Der Name "Most Wanted" suggeriert, dass es ein Remake des Most Wanted von 2005 ist und von einem Remake erwartet man alle Features, die auch im Original enthalten waren, doch bis auf die Most Wanted-Liste, an dessen Spitze man gelangen will und die Verfolgungsjagden mit der Polizei hat dieses Most Wanted nichts mit dem Original zu tun und das wird viele viele Leute enttäuschen.
------------Fazit------------
Need for Speed Most Wanted (2012) ist ein waschechtes Need for Speed und aufgrund der eingängigen Steuerung, der flotten Rennen, den coolen Stunts, der schönen Optik, dem tollen Sound und den wilden Verfolgungsjagden mit der Polizei das spaßigste Need for Speed, das ich je gespielt habe - und ich habe sie fast alle gespielt.
Doch EA hat einen großen Fehler gemacht dieses Spiel Most Wanted zu nennen - viele Leute hängen sich am Namen auf und finden das Spiel nur deshalb schlecht, weil es nicht das tut was das Original von 2005 vorgegeben hat.
Redakteur
