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3. December 2009, 14:20
Lyc ist offline  
Lyc
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Zur ersten Kolumne: Es geht letztlich darum, dass Spieler und insgesamt jeder in der Spielewelt weniger auf die verfluchte "Durchschnittswertung" geben sollte. Zum einen tun dies nämlich PR-Abteilungen, zum anderen Aktionäre, darüber hinaus natürlich die Spieler, und wegen diesem ganzen Geseier langsam auch die Tester selbst.

Durchschnitte sind einfach scheisse, weil z.B. ein Spiel wie D2 Abzüge kriegen kann, weil die Grafik einfach total rammschig ist. Und wenn sich solche Vorteile und Schwächen summieren, kommt am Ende nunmal eine nichtssagende 85% Wertung raus, die ja heute das 50% der Spielewertung darstellt: Nicht gut, nicht schlecht. Und das stimmt einfach nicht, weil viele Spiele in diesem Bereich in manchen Punkten genial, in anderen dafür total scheisse waren. Und darum geht es letztlich. Nicht darum, welcher Durschnittswert am Ende unter dem Test steht. Das ist es ja, was Wertungen scheisse
macht.

Ja, es gibt sie auf manchen Websites inzwischen auf für Filme, aber auch hier finde ich sie total dämlich. Ein Zombiefilm kann für jemanden, der gerade nach trashigem Horror gesucht hat total genial sein, für jemanden der eine tiefe Survivaldramatik erwartet hat aber der letzte Scheiss.


Aus diesem Grund kann ich der zweiten Kolumne auch nur insofern zustimmen, als das wir als Spielemagazine einfach kaum drumrum kommen eine Wertung einzuführen, wenn wir eine gewissen Wichtigkeit erlangen wollen. Das ist sehr sehr absurd, ich weiß. Aber wie Jörg schreibt: Erstens wollen viele Leser inzwischen einfach dieses "Isses nu gut oder nicht!?" befriedigen. Zweitens hat die Wertung hohe Bedeutung für die Verlinkung auf das Review, für die Diskussionen im Forum, für die Spielehersteller und die PR-Männchen dort aufgebaut, die man einfach nicht mehr wegleugnen kann, selbst wenn man das noch so bekloppt findet. Wer nicht wertet wird kaum beachtet. So ist das leider inzwischen. Und drittens ist es sauschwer diese verfluchten Wertungen wieder wegzukriegen. Damit das klappt müssten alle Spielemagazine sie gleichzeitig abschaffen. Wenn ein Magazin sich jetzt hinstellt und sagt "wir lassens", dann werden sie einfach weniger vom Publisher beachtet, weniger in Forendiskussionen erwähnt, seltener bei Wertungszusammenfassungen miteinbezogen usw. usw., was einfach ein Wettbewerbsnachteil ist, den man sich nicht leisten kann oder möchte.

Zusammengefasst: Wertungen sind scheisse, die meisten Redakteure hassen sie inzwischen, aber der Leser, der Publisher und die Konkurrenz schreien danach. Also was sollen wir tun? Richtig: Auch wir bei GU werden in Zukunft eine einführen müssen ... -.-°


Am Schluss nochmal zu den Embargos: Das absurde an diesen ist ja wie gesagt, dass wir Online-Magazine bitte vor Release nur jubeln sollen. Es geht nicht darum, dass wir vor dem Print werten wollen, das passiert nunmal genauso, wie Twitter vor der Süddeutschen melden kann, dass Michael Jackson tot ist. Es geht darum, dass wir alle PR-Meldungen unters Volk bringen, eigene News und Ersteindrücke schreiben und mit all dem ordentlich die Werbetrommel rühren sollen. Aber wir sollen ja nicht schreiben, was am Spiel scheisse ist, bevor das Ding eh über die Theke gegangen ist. Dazu dienen Embargos. Und zu sonst nichts. Manche Publisher versuchen inzwischen ja schon ihre Wertungen zu kaufen, oder einem mit allem möglichen zu drohen, wenn man ihr Spiel verrissen hat. Das geht bis zu Unterlassungsaufforderungen.

Bei Filmen mag es kein Problem sein, wenn erst nach der Premiere gewertet wird. Hier wird im Vorfeld lange nicht soviel PR betrieben wie inzwischen bei Spielen, es gibt weniger Magazine und Seiten, und es wird viel mehr ohnehin erst geschrieben, wenn der Schreiber im Kino war. Allerdings zahlt man da auch nicht mal eben 60-80€ dafür, dass man nachher Scheisse kauft. Und klar: Die Spieler könnten warten, bis die Reviews da sind. Aber das tun sie nunmal nicht, denn wir haben sie ja schon 1-2 Jahre im Vorfeld scharf auf das Spiel gemacht mit unseren ganzen Meldungen, Trailern und den PR-Gags der Publisher. Also stürmen sie in den Laden, kaufen die Scheisse und der Publisher verbietet uns, sie vorher zu warnen, dass das Ding der letzte Müll geworden ist. Ziemlich dreiste Doppelmoral imho. Und auch hier wieder: Klar, man könnte jetzt vor dem Release total neutral und wenig berichten, und das Spiel erst nach Release sauber bewerten, und dann darauf hoffen, dass die Spieler - wie vielleicht bei einem Kinofilm - warten, bis man was drüber geschrieben hat. Aber da kommen wieder die oben genannten drei Punkte ins Spiel: Das wollen weder Publisher, noch Spieler, und in diesem Falle auch nicht die Redakteure.
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