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8. September 2015, 22:36
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Sir Uruk.Inc
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Ich versuche mal, ganz entspannt etwas zu dem ganzen Zeug zu schreiben. (Ob ich wirklich ganz entspannt bleibe, kann ich aber nicht garantieren. Manche Topics nerven einfach zu sehr.) Auf irgendwelche ganz detaillierten Einzelheiten gehe ich sicherheitshalber aber nicht ein...


Ach ja: Wen das Topic nicht interessiert, der ignoriert es. Das soll dabei helfen.


Fangen wir mit Pegida an. (Yay!)
Wenn ich mich frage, was Pegida eigentlich ist, dann weiß ich keine genaue Antwort. Da sind ganz sicher genügend dumme rechte Spacken dabei. Da sind auch genügend Leute dabei, die an sich gar nicht so doof sein sollten und die von sich ehrlich überzeugt sind, nicht rechts zu sein. Und dann wird gelabert und gebrüllt: Gegen Politiker (aka Volksverräter), gegen die Presse (alles pöse Lügenpresse!) und gegen die Gefahr böser Asylanten und sonst etwas. Und natürlich ist man das Volk. (Was auch sonst...)

Fein. Man kann darber lachen, das ignorieren oder sich jahrelang an den Details der Pegida-Behauptungen und -Weltanschauung abarbeiten - und durchdiskutieren und wird am Ende vermutlich wahnsinnig. (Oder schläft ein. Oder bekommt Depressionen. Je nachdem...) An sich kann man die Inhalte und Beweggründe von Pegida aber ganz einfach zusammenfassen: Die Leute haben Angst vor der Zukunft, vor Veränderungen und was mit ihnen dann sein wird. Und mit dem Gefühl dieser diffusen Bedrohung - denn es gibt ja keine richtige Bedrohung, auf die man objektiv betrachtet zeigen kann und die man bekämpfen muss oder kann... - sucht man sich eben einen Feind aus.

Jetzt muss ich ein kleines bisschen was zum Thema Verschwörungstheorie schreiben. (Nein, ich sage nicht, dass Pegida-Anhänger Verschwörungstheoretiker sind. Sie haben nur eine gewisse Ähnlichkeit mit ihnen.) Der nette kleine Verschwörungstheoretiker vom Dienst macht ungefähr Folgendes...
- Es gibt eine große Gefahr, einen bösen Plan oder sonst etwas. (Hey - "Politiker (aka Volksverräter) und Medien (aka Lügenpresse) bescheissen alle und dann noch die böse Islamisierung!" klingt schon etwas danach. Right?)
- Die Normalos sind leider nicht erleuchtet genug das zu checken und sind folglich im Arsch. Nur man selber gehört zu den Erleuchteten und weiß, was wirklich abgeht, wo die böse Gefahr ist und was man dagegen tun kann. (Mal ehrlich: Auf welcher Pegida-veranstaltung wird nicht etwas in dieser Richtung gesagt?)
Oder kurz gesagt: Man gehört zum erleuchteten Zirkel der Alleschecker, die angetreten sind, alle zu retten. *Epische Musik anmacht*

Im Ernst: Was haben wir also? Zumindest mal eher konservative Leute, die Schiss vor der Zukunft haben und einfach mal für ihre Sorgen und Nöte einen Feind auffahren. Das ist nicht spektakulär. Sowas ist immer mal wieder passiert. Natürlich war (und ist) man im Umgang mit denen etwas ungeschickt. Aber wenn man einen Frontmann wie Lutz *Mache mal Hitlerbild für Facebook* Bachmann hat, das "Abendland" schützen will, Goebbels-Termini verwendet und alles - was erwartet man? Das klingt rechts. Das ist rechts. Und ein "Ich bin kein Nazi, aber..." rettet einen dann auch nicht, wenn man die Meinung vertritt, dass Aussländer generell böse und kriminell und dreckig und asozial und sonst etwas sind, obwohl man auch zwei kennt, die ganz in Ordnung und an sich ja ganz dufte (was ein Wort. Ich fühle die 50er Jahre...) sind. Das sagt natürlich nicht jeder. Aber man läuft mit, wo solches Zeug gesagt wird. Man gehört zu der lustigen Bachmann-Truppe dazu. Und irgendwo bleibt das mehr hängen als die unbestimmten Sorgen und Ängste von ein paar Leuten.

Und das Dumme ist, dass man es diesen Leuten sowieso nicht Recht machen kann. Das führt immer zur Standardverschwörungstheoretiker-Logik...
- Man ignoriert sie? "Man verschweigt es, weil man Angst vor unserer Wahrheit hat!"
- Man sagt etwas gegen sie? "Man attackiert uns und drängt uns in die rechte Ecke, weil man Angst vor unserer Wahrheit hat!"
- Man beschäftigt sich mit ihnen? "Man muss sich mit uns beschäftigen, weil man Angst vor unserer Wahrheit hat!"
Was auch immer passiert - man wird immer bestätigt. Naja.


Also: Diffuse Ängste, dafür ein klares Feindbild, desaströse Selbstdarstellung. (Und ein verzerrtes Weltbild.) Das ist Pegida in der Kurzform.



Zum Thema Asylsuchende sage ich vielleicht etwas weniger.

Hier gibt es einen ganzen Stapel Gründe für die Ablehnung...
- Echte Fremdenfeindlichkeit (Generell scheisse und armselig. Du bist nicht besser, nur weil du zufällig hier aus deiner Mutter rausgepresst wurdest.)
- Das Gefühl "Die kriegen was und ich nicht!" (Heul doch)
- Angst vor dem Fremden (Mkay...)
- Wirtschaftliche Bedenken (Mnja...)

Zu eins und zwei sage ich nichts. Weil das armselig ist. Angst vor dem Fremden - naja. Wir haben 2015. Willkommen in der lustigen Welt von Flugzeugen und allem. Da muss man durch. Wirtschaftliche Bedenken kann man dann auch irgendwo verstehen.

Gleichzeitig gibt es andere Themen, die total wichtig sein sollten: Menschlichkeit etwa. Der verdammte Gedanke "Wie würde ich handeln?" (Hey - du hast Schiss vor deiner Zukunft und dass es dir vielleicht mal nicht so gut gehen wird wie heute. Diesen Leuten ging es schon immer schlechter als dir. Und dann stellst du dich hin und meckerst rum, wenn die hierher kommen? Was für eine Heuchelei.) Es ist schwer, als ehrlicher Mensch einen Grund zu finden, warum man den Flüchtlingen die Einreise verwehren soll.

Natürlich muss man auf eine faire Verteilung der Flüchtlinge in der EU achten. Und natürlich muss man aufpassen, dass sich das in irgendwo verständlichen Grenzen hält. Da hilft es aber nicht, Grenzzäune zu bauen - man muss in diesen Ländern aktiv werden und dort Anreize schaffen. (Und es kann nicht schaden, davon in eienm normalen Rahmen zu profitieren.)

Aber solche sinnvollen Themen hört man ja kaum. Von den "besorgten Bürgern" hört man nur von "Kameltreibern" und "Asylanten" und "Wirtschaftsflüchtlingen" und "Asybetrügern" und sonst etwas. Und das klingt dann eben auch rechts und unmenschlich und scheisse.

Und dazu kommt das viel größere Thema: Die "besorgten Bürger" haben nicht nur Schiss vor der Zukunft und eine grauenhafte PR-Vortellung nach der nächsten. Sie - oder meinetwegen auch nur ein sehr lauter Teil, der nicht von den anderen eingefangen wird... - zwingen die Leute genau damit (und Lügen, Verleumdungen, Hetze, Brandanschlägen und sonst etwas) dazu, Farbe zu bekennen. Weil diverse Hohlbirnen solche Dinge abziehen, dass man keine zwei Meinungen haben kann, steht der Großteil der Menschen eben ganz eindeutig hinter den Flüchtlingen. Denn mal ehrlich: Aus menschlicher Sicht spricht nichts gegen die Flüchtlinge. Die paar Sachen, die je nach Fall dagegen sprechen können, muss man mit ethischen und moralischen Geschichten abwägen. Aber sowas ist in dieser aufgeheizten Atmosphäre - die eben von den Gegner ausgeht und das erst initial ermöglicht hat... - nicht drin.


Zum Schluss sage ich noch dreieinhalb ganz private Sachen dazu: Die Welt wird sich immer ändern. Man kann das nicht aufhalten. Die Angst vor der Zukunft, dem Fremden oder sonst etwas wird man nicht mit Lügen, Propaganda und sonst etwas besiegen. Man kann manche Dinge etwas verzögern - einen Monat, ein Jahr oder auch fünf Jahre. Aber am Ende gewinnt das Neue. Und in den letzteb 100 Jahren hat jeder, der aus Angst (und/oder Hass) gehandelt hat, jedes mal verloren. Und das ist großartig.
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