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28. May 2008, 19:53 - PC-Spiele und die Gefahr
xzarnado ist offline  
xzarnado
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Ein verlockender Threadtitel, nicht wahr? Naja, was jetzt kommt, mag den ein oder anderen schon aufgefallen sein. Manch einer wird auch "*gähn* ist doch alles bekannt" sich denken, aber ich möchte einfach mal Stellung zu folgendem Thema beziehen:

Bugs in PC-Spielen

(Anmerkung: Wer kein Bock hat, einen langen Text zu lesen, der sich um das Thema dreht, der kann gleich alt+f4 drücken )

So...und los gehts:
Erinnern wir alten Herren uns mal zurück ins Jahr 1998 - also ungefähr 10 Jahre zurück. Da erschien im November ein Spiel, welches mich lange vor den Bildschirm gefesselt hat: Anno1602. Ein tolles Spiel, zweifelsohne. Und Spaß hat das ganze gemacht, ich war vom ersten Augenblick wie gefangen von dem Spiel - und das mit 9,5 Jahren. Man hat sich das Game gekauft, es installiert und los ging der Spielspaß. Alles lief völlig reibungslos ab und man hatte so lange Spaß, bis man auf Beenden geklickt hat.

Jetzt gehen wir mal ins Jahr 2000. Dort kam das meines Erachtens beste Spiel der ganzen Welt raus: Baldurs Gate2-Schatten von Amn. Ein Spiel, was vieles war: Zum einen eine Revolution in der Kombination von Hack and Slay mit vielen Elementen traditioneller Rollenspiele, wie man sie aus Planscape:Torment kennt. Dann noch diese gigantische Größe des Spiels - es brauchte 4 CD's! Und dann gab es da noch was: Bugs. Vor allem: Nicht wenige. Aber die waren eigentlich gar nicht so schlimm. Teils waren es einfach nur "ich lass das Game abstürzen"-Bugs, was bei dem ganzen Quick/Auto-Save-Orgien nicht schlimm war. Teils waren es auch Bugs, die kleine Logikfehler verursachten. Alles nichts schlimmes. Das Game hat - genau wie Anno1602 - Spaß gemacht, bis man keine Lust mehr hatte - oder ins Bett musste. Nirgends gab es das, was uns ein paar Jahre später erwarten würde:

Unsere kleine Reise macht ihren Zwischenstop bei den Gothic-Teilen. Spiele aus Deutschland - und damit natürlich, wie alle deutschen Spiele - dem entsprechend kompex. Eine große Welt, sehr viele Entfaltungsmöglichkeiten...und viele Bugs. Und zwar sehr viele. Keine Spielereihe in den Rollenspielen war so verbuggt wie Gothic. Angefangen von Bugs, die wie oben bei Baldurs Gate2 eher kleinere Logikfehler verursachten, die aber sich auch zu Buigs entwickelten, die das Game nicht starten ließen, die Save-Funktion außer Gefecht setzten und so weiter. Man merke: Auch Gothic ist ein Rollenspiel.

Und jetzt gehen wir ins Jahr 2008 - und zwar in den Mai 2008. Age of Conan, das Online-Rollenspiel, was ins Feld geworfen wird um Genrekönig World of Warcraft vom Thron zu stoßen ist released. Und ähnlich wie alle seine Vorgänger, darunter Tabula Rasa und Hellgate: London (vom Entwicklerteam um Diablo2), ist die Spielecommunity gespalten. So lässt sich nicht abstreiten, dass das Spiel geniale Momente hat oder auch einfach nur toll zu spielen ist. Aber es gibt vor allem mal wieder eines: Bugs.
Und hat die Gothic-Reihe (vor allem mit dem dritten Teil) bereits gezeigt, dass vor allem Rollenspiele unter Bugs leiden, ist zeigen dies die Online-Rollenspiele auch. Allerdings gibt es hier andere Bugs. So stürzt nicht das Programm ab, oder verursachen die Bugs kleinere Logikfehler. Nein, diese Bugs trüben regelrecht den Spielspaß. Diese Bugs, von denen hier die Rede ist, veranlassen, das einfach die Spielmechaniken nicht mehr richtig funktionieren. So kann man gewisse Aufgaben nicht mehr beim zugehörigen NPC beenden, weil dieser durch die Kampagnen-Story ums leben gekommen ist und immer wieder den gleichen Text labert, anstatt die Quest zu beenden. Oder aber, man kauft sich ein Item ein und es erscheint gar nicht im Inventar - aber das Geld wird trotzdem abgezogen.

Dies sind Probleme, die natürlich mit ein oder zwei sogenannten Bugfixes zu beheben sind. Allerdings gibt es ein großen Unterschied im Vergleich Rollenspiel zu Online-Rollenspiel: Es gibt bei Online-Rollenspielen eine BETA und auch, aber meist im kleinen Kreis, eine ALPHA. Diese zwei Zeitabschnitte sind primär da, damit der Entwickler sehen kann, wo er noch arbeiten muss, wo er noch Feinschliff betreiben muss und wo noch Bugs sind. Doch scheint es bei vielen Rollenspielen so zu sein, dass entweder die Spieler keine Tester sind oder die Entwickler können in der bemessenen Zeit die Bugs nicht neutralisieren oder entfernen. Anders sind Ausgangsprodukte wie Age of Conan, World of Warcraft und Hellgate: London nicht zu erklären.

Ein Aspekt, unter dem die Spielewirtschaft auch immer mehr leidet ist natürlich das Geld. Was heute ein PC-Spiel, welches von einem großen Publisher wie EA oder Activision-Blizzard finanziert wird kostet, ist gleichzusetzen mit einem Hollywood-Blockbuster. Dieses Geld will aber auch alles wieder verdient werden. Um dies zu erzielen - und um nebenbei ein Maximum an Gewinn zu erwirtschaften - werden die Releasedaten immer mehr nach vorne geschoben. Warum ist bei einem kleinen Seitenblick auch relativ leicht zu sehen: Je länger du die Entwickler arbeiten lässt, umso länger musst du sie auch bezahlen. Und ein Entwickler wird sich nicht mit 800 € im Monat abspeisen lassen.

So haben wir also folgendes herausgefunden: Mit der Zeit wurden Spiele immer komplexer - vor allem Rollenspiele. Mit dieser Zeit ist aber nicht die Dauer, die ein Spiel benötigt, bis es auf den Markt gelangt, angestiegen. Allerdings sind die Kosten exorbitant in die Höhe geschossen. Um dieses Geld wieder reinzubekommen, drücken die Publisher den Releasetermin auf ein Zeitpunkt, an dem ein Spiel gar nicht fertig sein kann.
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