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12. May 2007, 20:06
SethSteiner SethSteiner ist offline
 
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OOC: Sopp hab wieder etwas weitergeschrieben. Ich hab den ersten Teil mit einer Freundin ein klein wenig überarbeitet, ein paar Fehler rausgenommen, so das er vielleicht ein klein wenig besser zu lesen ist. Der zweite Teil kommt dann gleich im nächsten Post.


Teil 1

Deutschland
Berlin, 2020


"Hey worauf wartest du?" fragte Bob, ein etwas beleibter Mann, den man nicht gerade in sein Basketball Team holen würde, Seth der noch in der Straßenbahn stand. Dieser wendete seinen Blick vom Stadtplan ab und trat heraus. "Ich wollte nur kurz nachsehen, wie viele Stationen wir für den Rückweg benötigen, keine Panik. Es ist ja nicht so, als ob so eine Karte mich vollkommen in den Bann ziehen würde." Er schüttelte den Kopf und ging die Station entlang bis zur Ampel, Bob folgte direkt hinter ihm und strich über seinen ungepflegten drei Tagebart.
"Das du dich auch immer vergewissern willst wie du fahren musst und wie viel Zeit diese oder jene Strecke in Anspruch nimmt...du hast echt nen Tick. Ich wette du kannst mir sogar sagen wie viel Minuten wir noch zum Reichstag brauchen." Er klang ziemlich genervt über diese Art an ihm. Die Ampel sprang auf Grün und Beide überquerten die Straße.

Seth war ein schlanker Typ, trug im Gegensatz zu seinem Freund einen sehr gepflegten Bart um die Lippen herum und war in einem neumodischen Anzug gekleidet. "Fünf um genau zusein, aber wenn ich bedenke wie lahmarschig du bist, würde ich darauf wetten, dass wir mehr Zeit benötigen." er wendete seinen Kopf zu ihm und grinste böse.
"Du hast gut reden, du trägst nur ein Mikrofon, ich dagegen darf diese verfluchte Kamera schleppen!" ungehalten schnaubte sein beleibter Freund.
Seth kniff die Augen leicht zusammen als die Sonne ihn blendete, er konnte solch ein Wetter einfach nicht recht leiden. Er war nie ein Sommertyp gewesen, vermutlich weil er einer der wenigen Menschen war, die zurecht von sich behaupten konnten gegen die Sonne allergisch zusein. Wenn es zu heiß wurde und die Sonne kräftig herunterschien, bekam er jedes mal Kopfschmerzen, manchmal ziemlich heftige. Gerade heute war einer dieser Tage, bis jetzt allerdings hatten sich die Schmerzen noch nicht bemerkbar gemacht. Die beiden Männer bogen die Straße des 17. Juni ab und gingen einen begrünten Weg entlang, wobei durch die Bäume bereits ihr Ziel zusehen war. Es war ein recht angenehmer Tag, denn trotz des hochsommerlichen Wetters hielten sich die Menschenmassen in Grenzen.

"Ist mir schon klar Bob, trotzdem wäre es ganz nett wenn wir uns beeilen würden. Es ist mein aller erster Kamera-Auftritt, ich würde der Station den Bericht dann gerne heute noch zusenden." Sein Freund verstand und beide gingen etwas schneller über den Kiesweg. Jeder Schritt zog ein knirschen der aneinanderreibenden Steinchen nach sich. "Schon gut Kollege. Für dein erstes Mal hast du aber ein ziemlich mieses Thema...". Seth stöhnte, er hätte wissen müssen das dies nun wieder kommen würde. "Ich hatte es schon fast verdrängt, dass du mich auch dauernd daran erinnern musst!" brummte er und knirschte leise mit den Zähnen. Seth war wohl einer der jüngsten Berichterstatter im Fernsehen, bedauerlicherweise nur für einen ziemlich unbedeutenden Sender. Dennoch war es etwas worauf man aufbauen konnte und wenn er gut genug war, bestand dennoch die Hoffnung, sich und den Sender weiter zu bringen.
Seth war 19 Jahre, studierte nebenher an der Humboldt Uni Journalismus und Politikwissenschaften. Manche würden meinen, das er in diesem Alter doch eigentlich schon ordentlich was erreicht hätte und ziemlich erfolgreich war. Die Wahrheit jedoch war, das er ziemlich faul war und sich eher durchmogelte als seine Ziele mit Arbeit zu erreichen. Allerdings, wenn ihn etwas wirklich packte wie die Sache beim Fernsehen momentan oder die Studien, dann stand er auch dahinter und entwickelte ein großes Interesse.

Zurzeit bewegten die Medien zwei Themen: Das verschwinden vieler Personen, welches sich nicht nur auf Deutschland beschränkte, sondern weltweit geschah und die Politikdebatte über das Verbot derber Holografien. Das eher neue Medium gab es erst seit 5 Jahren und war selbst jetzt noch nicht richtig ausgereift. Dennoch hatten einige Beispiele der Möglichkeiten die Aufmerksamkeit des Staates erregt. Seth glaubte, dass das Augenmerk weniger auf die Pornographie gerichtet war, sondern vielmehr darauf die Bevölkerung von den wahren Problemen abzulenken - dem verschwinden von Tausenden Staatsbürgern.
Seth erinnerte sich noch zu gut an das erlösende Gesetz, welches 2013 verabschiedet wurde und eigentlich solche Debatten für die Zukunft zu verhindern gedachte. Die Gesetzeslage legte endlich klar, was in den Medien gestattet war zu zeigen und was nicht. Dummerweise vergaß man damals direkt auf die Holo-Technologie Bezug zunehmen, so dass eine kleine Lücke im Gesetz entstand, welches zu Unklarheiten führte, die nun ausgenutzt wurden um das mysteriöse Ansteigen an Vermissten unter den Teppich zu kehren.

Am Reichstag angekommen hob Bob die schwere Kamera auf seine Schulter und positionierte sich so, das direkt über dem Reporter vor ihm das "Dem deutschen Volke" zusehen war und durch die Säulen des Reichstages eingerahmt wurde. "Okay, hab dich drauf, perfekt. Bist du bereit?" Seth atmete noch mal durch und machte sich locker. In der Nähe gingen die Menschen etwas langsamer oder blieben sogar stehen, das Fernsehen war doch immer wieder Interessant. "Bin bereit Bob." Ein Knopfdruck genügte und die Aufzeichnung begann.

"Es gibt keine Zensur! So steht es im Gesetz. Und doch blickt heute die Hardware-, Software- und Filmindustrie, sowie deren Kunden gebannt nach Berlin. Heute soll entschieden werd...." Er stoppte als die Kamera langsam runterging. "Was ist denn Bob?" fragte er säuerlich. Dieser allerdings schien ihn zu überhören, sah sich das aufgenommene an und dann in den Himmel. Es wurde merklich dunkler, Wolken zogen wie aus dem nichts über der ganzen Stadt auf und es schien fast so als würde ein schwarzer Fleck auf sie zukommen. Sein Freund zeigte über seine Schulter in den Himmel und nur unwillig drehte er sich um. "Ja schön, ein Hubschrauber und es wird regnen, ein Grund mehr uns zu beeilen!" Als er sich allerdings umsah, bemerkte er wie mehr Menschen in den Himmel starrte und bei der Farbe die dieser mittlerweile annahm, musste auch er sich wundern. Vor allem aber schien, was auch immer dieses schwarze Ding war, keine Maschine zusein, denn kein einziges Geräusch drang zu ihnen vor. Seth stellte sich hinter Bob und meinte etwas leiser. "Halt drauf und zoom ran." Sein Freund zögerte nicht lang und dieser vernahm die Worte seines Hintermannes. "Wie in den letzten Tagen noch, war der Himmel blau und Wolkenlos. Doch sehen sie selbst was sich in kürzester Zeit zusammenbraut." sein Blick blieb beim sprechen auf das Bild gerichtet. "Es scheint ganz so als würde etwas auf uns zukommen und...oh mein Gott..." Immer mehr Menschen hatten sich um sie herum versammelt und bei dem Bild das er und Bob auf dem kleinen Bildschirm sahen, stockte ihm förmlich der Atem. Er erwartete einen großen Vogel zusehen oder eine neue Art Flugzeug, stattdessen erschien ein Monster und so wie der Himmel aussah, gab es Abertausende von ihnen.
Es hatte die Ähnlichkeit mit einem Dämon sowie diese oft in Filmen oder Comics dargestellt wurden. Das Vieh hatte riesige Flügel wie die einer Fledermaus, ein Gesicht mit leicht menschlichen Zügen, doch einem unmenschlichen Körper, Hörner und tödliche Klauen. Ein Schrei durchbrach die Stille die eben noch herrschte, scheinbar hatte jemand auf den kleinen Bildschirm gesehen. Doch das war egal, denn nur eine Sekunde später traten Feuersäulen aus dem Himmel. Ein teil des Reichstages zerbarst und nun geriet die Menge in Panik. Der Kameramann und der Journalist dagegen blieben noch stehen, Seth zog allerdings etwas unsanft an Bobs Arm, vor schreck hatte er sein Mikrofon fallen gelassen und die Augen weit aufgerissen. "Scheiße! Lass die verdammte Filmerei und kommt lass uns abhauen!" Als er sich leicht panisch umsah musste er schockiert mit ansehen wie eines der Monster gelandet war und einen unglücklichen Mann vor ihm mit einem Hieb zerteilte und verschlang. Er hatte das Pech nach der Landung des Biestes sich vor Schock nicht mehr bewegen zu können. "Das bringt uns den Pulitzer!" meinte Bob allerdings nur, immer noch die Kamera in den Himmel gerichtet und richtig euphorisch. "Du Vollidiot, was willst du mit einem Pulitzer wenn du Monsterfutter bist? Nun komm endlich!" Seine Stimme zeugte davon das er keine Lust hatte noch eine Sekunde hier zu bleiben, sie wären nur ein zu leichtes Ziel und es schien so als wäre dieser...Dämon nun auf sie fixiert, denn er stampfte direkt auf sie zu. Bob wollte gerade etwas erwidern als er in seinen Augenwinkeln selbst sah was sie da für ein Unheil ins Visier genommen hatte.

Sie begannen zu rennen, wie vermutlich noch nie in ihrem Leben, was wohl gute Gründe hatte wenn man bedachte das Seth kein Mensch mit guter Kondition war, Knie und Herzfehler sei dank und Bob? Tja, der hatte Glück das er es überhaupt schaffte seine Masse in Bewegung zu kriegen. Das Vieh hing sich allerdings an sie ran und schien mit ihnen spielen zu wollen, es ließ ihnen einen Vorsprung ehe es sich in Bewegung setze und nicht mal ein Spitzensportler wäre an die Geschwindigkeit herangekommen. Sie versuchten beide gar nicht nach hinten zusehen, rannten einfach nur um ihr Leben, direkt auf das Brandenburger Tor zu, das nicht weit entfernt war. "Zur...U-Bahn Station!" rief Bob keuchend und wagte doch einen Blick hinter sich. Ein Auto raste direkt in ihren Verfolger, die Fahrerin schien bereits tot zusein. Sie gewannen etwas Zeit, der Aufprall war enorm und warf das Vieh direkt aus der Bahn. Die Erde schien förmlich zu Beben, irgendwas drang aus dem Boden hervor und Schreie kamen aus allen Richtungen zu ihnen, doch sie wagten es nicht sich umzusehen und hielten nur auf ihr Ziel zu, den Bahnhof. "Gib mir...die Kamera!" schrie Seth, vollkommen außer Atem zu seinem Freund. Er wusste das dieser es so niemals schaffen würde und Bob sah ihn nur unverständlich an, die Kamera war schließlich sein ein und alles. "Seth Blick wurde böser. "Verflucht her damit oder...willst du deswegen...draufgehen?!" Schweißperlen glitten Bobs Gesicht herunter, zeigten bereits das er fast am Ende war und seine kleinen Augen wurden größer. Für Leute die ihn kannten schon fast amüsant, so sah man ihn selten. Nur wiederwillig übergab er im Rennen die Kamera und fühlte sich etwas erleichtert und dennoch, lange würden beide nicht mehr durchhalten.

Ein schwerer Brocken fiel hinunter, es stammte vom Tor unter dem sie hindurchrannen und verfehlte sie nur knapp. Der rettende Bahnhof war allerdings nicht mehr weit entfernt, zumindest hofften sie das er ihnen eine Verschnaufpause gönnen wurde. Seth Glieder wurden schwerer, sein Körper rang nach Sauerstoff, seine Muskeln, nicht unbedingt stark ausgeprägt, konnten diese Last kaum noch mitmachen, doch das Adrenalin in seinem Körper sorgte für den nötigen Schub, uralte Instinkte wurden wach, dem zu Überleben. Das einzige was er spüren konnte waren Schmerzen, absolut jeder Teil seines Körpers schmerzte. Einen Moment wagte er sich seinen Kopf vom Ziel abzuwenden und musste erschreckt ein wahres Massaker mit ansehen. Fliehende Menschen wurden ergriffen, Feuersbrünste erfassten Gebäude und er konnte einen Teil eines so gigantischen Wesens sehen, das selbst einige Häuser überragte. Die Kamera machte die Flucht nicht leichter, doch dann sah er die Treppenstufen vor sich, die nach unten führten, in die Dunkelheit. Sie zögerten nicht eine Sekunde und rannten weiter hinunter. Es waren nur wenige Menschen hier, doch es schien als wären sie nicht die einzigen mit der Idee und direkt als sie auf den Bahnsteig rannten, kam ein Zug. "Rein!.." keuchte Bob mit Mühe und sprang in eine sich öffnende Tür kurz nach Seth. Beide brachen am Boden zusammen, doch Seth rappelte sich noch einmal auf, drückte auf den Knopf um die Türe zu schließen und bei seinem Blick aus dem Fenster, konnte er sehen wie die Dunkelheit durch einen Flammenschenschein erleuchtet wurde.

Die U-Bahn fuhr ab. Sie waren in Sicherheit - fürs erste. Nach zwei Stationen hatten sie wieder genug Atem zum reden. "Das sind Gen-Experimente!...Wetter-Experimente!" meinte irgendein fremder, älterer Mann aufgebracht. In das Zugabteil konnten sich gut zehn Menschen retten. Seth allerdings schüttelte den Kopf. "Ein Experiment? Niemals! Wenn wären es ausgereifte Waffen. Aber im ernst, welche Nation hat die Kraft für solch einen Schlag? Geschweige denn das Geld für solche Forschungen?" Eine junge Frau, die vor wenigen Minuten noch schluchzte und weinte erhob das Wort, scheinbar hatte sie jemand wichtigen verloren. Doch als sie nun sprach wirkte sie ziemlich sicher und wütend. "Na die Amerikaner! Die scheiß Yankees!" Die meisten schüttelten allerdings nur den Kopf bei der Aussage der jungen Frau, eine Punkgoth durch und durch. Ein gestreiftes, Bauchfreies Top in Rosa/Schwarz, ärmellos, mit Schenkelhohen Stiefeln und einem Rock so kurz, dass was auch immer von einem Rock verborgen werden sollte, so wie sie sich gab nicht lange verborgen blieb. "Und was wenn es wirklich Ausgeburten der Hölle sind?!", Bob war immer noch erledigt, sein schnaufen zeigte das nur zu deutlich. "Leute, es ist doch erst mal völlig egal wer oder was uns hier angreift, wir müssen in Sicherheit! Und ich weiß einen Ort an den wir gehen können." Die Menschen sahen Seth misstrauisch an, doch Diskussionen raubten ihnen nur die Nerven, die sie für die Flucht brauchten. "Nun gut junger Mann, dann sagen sie mal an!" Seth sammelte sich kurz und deutete auf dem Fahrplan auf die Station "Gesundbrunnen". "Dort gibt es einen alten Weltkriegsbunker. Eigentlich nur eine 3. Klassige Sehenswürdigkeit, aber er existiert und dürfte vorerst Schutz bieten...drei Stationen und wir müssten ungefähr 500m zurücklegen." Es herrschte Stille, jeder überlegte einen Moment ob ihm nicht was besseres einfallen würde, allerdings wusste sonst niemand einen sichereren Ort, niemand kannte irgendwelche anderen Schutzräume. "Ich kenn den Bunker, ist direkt beim Park. Ich komm jedenfalls mit dir." meinte die junge Frau und sah die anderen an. Sie stimmten allesamt zu, was sollten sie auch anderes tun? "Gut. Wenn das geklärt ist, sollten wir uns erst mal ausruhen."