Ich werfe die Medien mit Sport in einen Topf, weil Medien keine Suchtstoffe enthalten,
sondern genau wie eben Sport oder Sex lediglich auf Basis von Glückshormonen süchtig
machen. Und nein, das ist nicht abhängig vom Stand der Forschung, denn selbst WoW
enthält erstaunlicherweise keine süchtigmachenden Botenstoffe.
Da du forderst diese abgespeckte Variante über Verbote zu provozieren, kann ich sie nicht
unterstützen. Wenn ein Spielehersteller in Eigeninitiative etwas derartiges einbringen würde,
wäre es ein anderes Thema. Aber ob mir nun ein Spiele-Hersteller vorschreibt, wie ich zu
spielen habe, oder der Staat, läuft für mich auf das selbe hinaus: Ich lasse mir von niemandem,
absolut niemanden vorschreiben, wie ich mein Leben zu leben habe. Die einzige Ausnahme
bildet hier die Freiheit meines Nächsten, denn die eigene Freiheit endet nunmal dort, wo die
eines anderen beginnt. Weswegen ich durchaus gesellschaftliche Konventionen in einem
gewissen Maße befürworten kann.
Die Frage, auf die wir letztlich in dieser Diskussion hinauslaufen, ist eine uralte. Nämlich die
Abwägung zwischen Freiheit und Sicherheit. Je mehr Sicherheit desto weniger Freiheit, je
mehr Freiheit, desto weniger Sicherheit. Ich für meinen Teil halte es mit der Freiheit, denn
die augenscheinliche Sicherheit, die den Menschen von so manchem Staat vorgegaukelt
wurde und wird, hat fast immer dazu geführt, dass man unfrei im eigenen Lande war. Und
daher berufe ich mich auf die Aufklärung, und die berühmte Befreiung aus der selbst-
verschuldeten Unmündigkeit. Es gibt meines Erachtens keinen Grund der rechtfertigt, dass
irgendjemand besser wissen soll als ich, was gut für mich ist.
Kürzer gesagt, und man verzeihe mir den indirekten und zweifellos harten Vergleich: Der
Wunsch nach Regeln von aussen lässt für mich grundsätzlich auf die Schwäche des einzelnen,
der diese Regeln fordert, schließen, und hat schon so manchem Diktator den Weg zu Macht
geebnet, der den Leuten versprach, dass ihr Leben sicher viel viel besser wird, wenn sie ihn
entscheiden lassen, was gut für sie ist.
Edit: Zu deinem letzten Satz -> Ich habe noch nie etwas davon gehalten, wenn sich eine
Gesellschaft an ihrem schwächsten Glied in der Kette ausrichtet. Es gilt dieses Glied sinnvoll
zu stärken, und nicht es in Watte zu packen, damit es ja nicht bricht, weswegen ich auch
deine Forderung nach einem ganzheitlichen Ansatz durchaus unterschreiben kann. Aber was
du anscheinend als Bestandteil dieses ganzheitlichen Ansatz empfindest, nämlich Regeln und
Druck von aussen, kann ich leider nur als blanken Reaktionismus bezeichnen, der nicht lang-
fristig darauf hinaus will, dass das schwächste Glied stärker wird, sondern darauf, dass es
ja keiner Belastung mehr ausgesetzt wird, die es unter Umständen nicht verkraften könnte.
Edit2: Auch ich habe mich in meinem Leben schon in Situationen wiedergefunden, in denen
ich von mir selbst ausgehend feststellen musste, dass ich ohne eine Regel von aussen nicht
in der Lage bin, etwas sein zu lassen, dass mir selbst schadet. Aber dann oblag es immer
meiner Entscheidung, ob ich mich in die Hände einer mich regelnden Instanz begebe. Was
ich dann auch gern getan habe, um mir selbst zu helfen. Aber es kann nicht angehen, dass
derartige Maßnahmen
präventiv und allumfassend greifen. Denn sonst hast du das Prinzip
einer Klasse, die vom Lehrer für die zerbrochene Scheibe kollektiv gestraft wird, weil er nicht
in der Lage war den Schuldigen auszumachen. Und diese unverfrorene Ungerechtigkeit gegen-
über den Nicht-Schuldigen hat mich schon in der Schule zur Raserei getrieben.