@Streitmonolog: Wirklich schön, dein Rückblick erninnert mich stark an meine Kindheit. Auch mein großer Bruder und ich kamen über den C64 mit Computern in Kontakt. Ich war leider noch etwas zu klein, so dass sich mein Umgang mit dem Computer auf's Spielen beschränkte, während mein Bruder schon anfing, erste Erfahrungen mit Q-Basic zu sammeln.
"Spiele wurden meist von Spielern selbst entwickelt, die oft alleine in ihrer Freizeit ein kleines Spielchen bastelten und dieses dann selbt auf Disketten kopierten, in handbeschriftete Papierhüllen steckten.[...]" Mein Bruder schenkte mir mal sogar ein selbstprogrammiertes Adventure zum Geburtstag, genau so, auf ner Floppy-Disk in ner Papierhülle! Das hatte ASCII-Animationen und alles Drum&Dran. Schade, dass ich das nicht mehr habe... Tja, und heute studiert er höchst erfolgreich Informatik.
"Welcher junge Spieler tut sich schon die Mühe an, ein uraltes DOS-Spiel auf einem heutigen Rechner zu laufen zu bekommen? Mit Emulatoren und Geschwindigkeitsbremsen herumzuhantieren, um dann auf 320*200 Pixel spielen zu können... Das tun nur Leute welche diese Spiele damals noch miterlebt haben, und noch nostalgische Gefühle damit verbinden."
Wow, so wie es aussieht gelte ich mit meinen 22 Jahren aufgrund der rasanten Entwicklung schon nicht mehr als "junger Spieler", denn ich verbinde durchaus nostalgische Gefühle damit und habe einen C64-Emulator mit all den alten Spielen, die ich früher gespielt habe, auf der Festplatte, sowie einen DOS-Emulator und ScummVM, um alte Adventure-Klassiker spielen zu können...Und ich habe schon häufig versucht, ältere Spiele wieder zum Laufen zu kriegen.
Ich finde es immer wieder von Neuem reizvoll, was früher aus dieser geringen Auflösung herausgeholt wurde. Oder die für den SID-Chip komponierte Musik! Das waren richtige Künstler!
"Gezielt nur für uns werden keine Spiele mehr hergestellt. Man versucht höchstens noch Spiele zu machen, die für uns „auch“ noch interessant sein könnten, solange das mit der Hauptzielgruppe, dem Mainstream irgendwie vereinbar ist. Aber im Zweifelsfalle wird man sich gegen uns entscheiden. Die Masse will Block-Buster... Chartshits... seichte Unterhaltung ohne viel dahinter."
Ich finde doch schade, dass du das so negativ siehst. Natürlich denke ich gerne an die alten Zeiten zurück, und ich weiß noch genau, wie enttäuscht ich war, als wir den C64 verkauften, um einen neuen Computer anzuschaffen. Aber heute gibt es doch auch viele neue Ideen in den Computerspielen, nicht nur seichte Unterhaltung.
Man denke z.B. an Portal, ein faszinierendes 3D-Geschicklichkeitsspiel, oder Max Payne oder Timeshift, wo man die Zeit beeinflussen kann. Oder demnächst kommt Fracture raus, wo man die Oberfläche des Schlachtfeldes beeinflussen und verändern kann. Oder Prey, wo man die Richtung der Schwerkraft ändern musste, um Hindernisse zu überwinden. All das sind doch bemerkenswerte technische Neuerungen, die sich auch direkt auf das Gameplay auswirken.
Und ich glaube, wenn man nur mal genauer danach suchen würde, käme man zu dem Schluss, dass es unter den Computerspielen sehr viel mehr "Independent"-, "Underground"- oder ähnliche - wie auch immer geartete - Spiele gibt.
"Das es aber auch ganz anders geht zeigt [...]" ...z.B. auch Clonk. Meiner Meinung nach kann das vom technischen Standpunkt her so manchem kommerziellen Spiel das Wasser reichen (bezogen auf Spiele mit 2D-Engine), vom Gameplay und Wiederspielwert sowieso. Und daher habe ich auch seit Clonk 3 Radikal für jede neue Version mit Freude die Registrierung bezahlt und die Entwickler auf diese Weise unterstützt.
Achja, und zum Thema Musik:
Zitat:
Zitat von *ASU* der rock'n'roll, zu dem wir heute sagen "damals gab es noch gute musik", wurde damals auch schnell ziemlicher mainstream. elvis presley
und die beatles waren popstars, wie sie im buche stehen, und heute sind sie legenden. |
Hm, das sehe ich ähnlich. Ich denke auch, dass Bill Haley, Elvis Presley, die Beatles usw. zu ihrer Zeit genau das waren - Popstars. Und weil ich diese seichte Musik von damals um keinen Deut besser finde als den heutigen Mainstream, würde ich auch gar nicht sagen "Damals gab es noch gute Musik". Und aus meiner Sicht finde ich es auch keineswegs gerechtfertigt, diese Interpreten als Legenden zu bezeichnen.
Vor den 60ern gab es die genannten Popstars, und als eine Antwort darauf entstand - aus meiner Sicht - gute Musik: Mit King Crimson, Yes, Genesis und Emerson, Lake & Palmer begann die Geschichte des Progressive Rock, der fortan neben dem Mainstream bestand. Genauso ist es heute, es gibt das Mainstream-Radiogedudel, und eben diverse Alternativen. Allerdings gilt es hier einen großen Unterschied zu beachten: HEUTE gibt es das Internet, eine Informationsquelle, ohne die ich wohl nie meinen jetzigen Musikgeschmack hätte entwickeln können. Früher war es viel schwerer an soetwas ranzukommen oder überhaupt davon zu erfahren.
Umso erstaunlicher finde ich es, dass es trotzdem immernoch viele junge Leute gibt, die beispielsweise Queen oder Nirvana hören und glauben, sich damit vom Mainstream zu distanzieren - dabei zählt das doch mittlerweile ebenso dazu.
Ich höre nicht Progressive Rock, um mich offiziell gegen den Mainstream zu stellen, sondern, weil ich heutzutage die Möglichkeit habe, an alle denkbaren Alternativen zu den Charts heranzukommen und es aus der Fülle dessen, was existiert, das war, was mir gefällt. Es gibt genügend Bezugs- und Informationsquellen für Progressive Rock sowie andere, weniger populäre Musik. Ich kann z.B. auch jamendo.com wärmstens empfehlen, da findet jeder was!
Worauf ich hinaus will: Imho sollten wir dankbar sein und etwas optimistischer in die Zukunft blicken, denn im Internetzeitalter ist die Verbreitung von Nicht-Mainstream-Medien - seien es Filme, Musik oder eben auch Computerspiele - um ein Vielfaches einfacher als früher und damit auch die Chance, dass jeder
das bekommt, was er gern hätte.
EDIT: Boah, so lange Posts schreibe ich eigentlich nie! Oo