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14. December 2007, 19:49 - [Story] Excidium Terra - Der Pfad des Edelrot
SethSteiner SethSteiner ist offline
 
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Willkommen zu meinem zweiten Roman. Die Geschichte von Kassandra Stark und Seth Steiner geht weiter. Die Schlacht von Berlin leitete nach der von Orleans die entgültige Wende ein. 200 Soldaten des Imperiums von Ineas wurden gefangen genommen und an die einzelnen Staaten der Europäischen Achse verteilt. Doch der Krieg dauert immernoch an, obwohl die Fusion immer weiter voranschreitet und der Feind nicht ruht. Die freien Menschen haben es geschafft sich wieder zu fangen, ihr Widerstand ist mächtiger den je und sie sind wie es scheint ihrem Gegner ebenbürtig geworden. Doch der Ausmaß des Konfliktes erstreckt sich über den Kontinent und den bekannten Raum selbst. Für Seth und Kass, bedeutete das Geschehene zuvor gerade einmal den Beginn des Abenteuers.



Excidium Terra
Der Pfad des Edelrot


Schwere Schritte, an deren Ende stets ein dunkles Klopfen folgte, hallten durch den schwach beleuchteten Gang des Zellenbereiches unter dem Gerichtsgebäude. Ein halbes Dutzend Soldaten führten einen jungen Mann zu einer weißen Stahltüre, deren Farbe an vielen Teilen bereits abgeblättert war. Die Korrosion war ihr an einigen stellen bereits gut anzusehen gewesen, eine Reparatur war dringend nötig aber zwei Balken vor der Tür schienen noch ausreichend Schutz zu gewähren. In der Hand hielt der Mann, der über den Schultern einen langen, feinen Mantel trug sowie eine abgenutzte Akte in seiner linken, die anscheinend bereits durch viele Hände gegangen war. „Was ist mit der Dolmetscherin?“ Fragte er, als sie an der Tür hielten und einer der Soldaten die Balken wegzog um sie aufzuschließen. „In einem anderen Raum, reine Sicherheitsmaßnahme. Nehmen Sie das hier.“ Der Offizier reichte ihm ein Headset für das rechte Ohr und ließ ihn in die finstere Zelle eintreten. Bis auf einen Tisch und zwei Stühle war sie vollkommen leer und wirkte eher wie ein Mittelalterlicher Kerker aufgrund der fehlenden Fenster und der unerbittlichen Kälte. Nur schwach war eine an den Händen gefesselte, weibliche Gestalt zu erkennen, deren Ketten bis zur Decke reichten. Ein hasserfüllter, wacher Blick bohrte sich durch die tiefe Schwärze in das Auge des Eingetretenen der fassungslos auf die Frau erblickte, deren weiße Uniform stark mitgenommen war. Getrocknetes Blut klebte überall an ihrem Körper und er war sich nicht sicher welches davon noch von ihren Feinden und was von ihr selbst stammte. Ihr schwerer Atem und ihr schwach erhobener Kopf sprachen dafür dass sie viel einstecken musste, doch die Sicherheitsmaßnahmen ließen erahnen warum man sie auf diese Art festhielt. „Was zum Teufel haben Sie mit ihr gemacht?“ Fragte er im wütenden Ton und schob sich den Kopfhörer ins Ohr, während er zornig zu dem Mann blickte, der ihm aufgeschlossen hatte. „Wir? Fragen Sie lieber was diese Furie angerichtet hat, Sie hat gewütet wie eine Berserkerin!“ Der Soldat hörte das Schnauben des jungen Mannes vor ihm und musste sich zurückhalten nicht weiter darauf einzugehen. „Lösen Sie die Fesseln und setzen Sie die Frau an den Tisch.“ Befahl er im ruppigen Ton und es wurde noch schwerer für ihn sich zurück zuhalten „Bei allem Respekt, aber es hat gute Gründe, dass sie hier eingesperrt wurde und nicht wie die anderen oben in den Zimmer des Gerichts, sie ist ein Tier.“ „Ich weiß Ihre Sorge zu schätzen, Leutnant.“ Der junge Mann mit der Augenklappe wartete einen Moment, sein Ton machte deutlich dass er seinen Befehl nicht ändern würde und es sein letztes Wort war, bevor er Konsequenzen sprechen lassen würde. Nach einigem Zögern wurden der Gefangenen die Ketten abgenommen, bevor man sie zu dem Tisch in der Nähe zog und sie unsanft auf dem Stuhl absetzte. „Bringen sie uns etwas zu trinken, ich bin sicher dass sie durstig ist und schalten Sie endlich das Licht an.“ Der Soldat nickte knapp und verließ die Zelle, in der sich an der Tür zwei seiner Kameraden postierten, im vorbeigehen schlug er mit seiner Hand auf den Lichtschalter, der das Zimmer in ein grünliches Neonlicht tauchte. Der Junge Mann wartete noch einen Moment und sah ihm nach, ehe er gemächlich auf die junge Frau zuging und in seinen Mantel einen langen, metallischen Gegenstand gleiten ließ. Im Dunkeln hätte er sie fast wie eine von ihnen halten können, ihre angenehm rötliche Haut kam dort kaum zur Geltung, ihr Schwanz war nicht zusehen und nur ihre kleinen Hörner über der Stirn zeugten von ihrer Herkunft. Ruhig setzte er sich zu ihr, legte die Akte vor sich und schlug sie auf. Sein Auge glitt über das Foto das man von ihr gemacht hatte, dort wirkte sie fast schon freundlich. Es musste in einem Moment aufgenommen worden sein, als die junge Frau noch nicht in Ketten lag.

Name: Valeria Livia Caissa
Rang: Legatin der DCLXVI. Legion Congeries
Geburtsdatum: Unbekannt
Alter: 27
Geburtsort: Kaiserreich Lythis - Niflheim


Las er vor, ehe er erst ihre Stimme hörte und dann die Übersetzerin in seinem Ohr. Die Worte der Damon klangen anders, als die von anderen ihrer Art, denen er in Berlin begegnet war. Es war ebenfalls eine Abart des Lateinischen, das in seinen Ohren wie eine Mischung aus Französisch und Italienisch wirkte, aber im Gegensatz zu ihrem Gegner dort, zeugte ihr Akzent davon dass ihre Muttersprache eher seiner eigenen glich. „<Wer seid Ihr?>“ Fragte sie in einem säuerlichen Ton und lehnte sich etwas vor, wobei sie ihre, von den Ketten geschundenen, Handgelenke rieb. „Mein Name ist Seth Steiner, wir sind uns schon einmal begegnet.“ Ihrer Aggressivität wich der Verwunderung über seine Worte, sie konnte sich nicht erinnern ihn je zuvor gesehen zuhaben. Sie musterte mit leicht verengten Augen seines und die Augenklappe an die sie sich mit Sicherheit erinnert hätte. Sie wandte ihren Blick ab, als aus der Tür der Soldat von eben heraustrat und zwei Gläser mit Wasser vor sie stellte, ehe er stumm wieder verschwand. „<Ich höre Euren Namen zum ersten Mal, ich kenne Euch nicht.>“ Die junge Frau zwang sich nicht auf das gerade gebrachte Glas zu sehen, es war verführerisch aber nach ihrem Fluchtversuch fürchtete sie das alles eine Taktik des Feindes sein könnte, um sie dazu zubringen vertrauliche Informationen preis zugeben. „Zugegeben, Sie haben davon auch nichts mitbekommen Fräulein Caissa, Sie waren zu dieser Zeit bewusstlos. Es war vor etwas über einen Monat in Berlin. Soll ich Ihnen vielleicht etwas anderes bringen lassen?“ Seth lächelte charmant und deutete mit einer zuvorkommenden Geste auf das Wasser. Die Damon ließ sich von seiner Einladung nicht beeindrucken, in ihren Augen war seine freundliche Art nur eine Maskerade um ihren Widerstand aufzuweichen, auch wenn sie zugeben musste, dass dieser Mann ihr Interesse erwecke. Er war der erste der in der gleichen Schlacht wie sie gekämpft hatte. „<Ich weiß genau was ihr vorhabt, erst hängt ihr mich hier zwei Wochen auf, verweigert mir die halbe Zeit das nötigste zum Leben und hofft jetzt das ich endlich kooperiere. Vermutlich habt Ihr irgendwas da reinmischen lassen um mich noch zusätzlich gefügig zu machen, vergesst es!>“ Seth musterte ihre Gesichtszüge und nahm einen Schluck aus seinem Glas, das er ihr schließlich zu schob, um ihr zu beweisen das man zumindest in eines der Gläser nichts hineingetan hatte. Er hatte gerade soviel genommen das sie sehen konnte, dass er tatsächlich etwas getrunken hatte und deutete mit seiner Handfläche noch einmal darauf, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Abwartend verschränkte der Mann die Arme vor der Brust. Valeria zögerte einen Moment, dann griff sie mit beiden Händen das Glas und setzte es sich an den Mund. Gierig schüttete sie das kühle Nass in ihre Kehle, wobei etwas davon ihren Mundwinkeln hinunterlief, einen Teil auf ihrer Kleidung und in ihr Dekoltè verschüttete, was sie in keinster Weise kümmerte. Seit Tagen hatte man ihr die Rationen verweigert um sie klein zu kriegen und das er aus seinem Glas trank war ihr Beweis genug um das Risiko einzugehen. Schmunzelnd sah er ihr zu und nutzte den Moment um sie zu betrachten. Obwohl sie mitgenommen aussah, war an ihrer Attraktivität nicht zu zweifeln und ihre andere Hautfärbung, ebenso wie die weißen Hörner übten neben ihrem athletischen Körper und dem schönen Gesicht einen zusätzlichen Reiz aus. „<Warum...kah warum tragt Ihr keine Uniform wie die anderen?>“ fragte sie und blickte zögerlich auf das zweite Glas. „Weil ich nicht dem Militär angehöre. Ich bin hier um mir im Auftrag der neuen deutschen Regierung ein Bild von Ihrer Ra... Ihrem Volk zu verschaffen und von Ihnen selbst. Durch eure Invasion wurden weitestgehend alle Staatsgefüge ausradiert, damit auch alle geltenden Gesetze und ich bin mit einigen anderen dafür zuständig, neue auszuarbeiten.“ Er beobachtete die Damon, wie sie ihn eingehend betrachtete. „Trinken Sie ruhig, hier ist nichts vergiftet.“ Die Legatin schien ihm zu glauben, wenn auch sie durcheinander wirkte. Schon seit langem war niemand mehr derart freundlich, noch hatte man mit ihr eine richtige Konversation geführt. Hastig ergriff sie das zweite Glas und trank einen weiteren tiefen Schluck. „<Und was haben wir mit euren Gesetzen zutun?>“ erwiderte sie schroff, jedoch in einem freundlicheren Ton als zuvor noch. „Ganz einfach unsere Gesetze gelten nur für Taldosi...“ „<Thaldiz!>“ hörte er sie sagen, die Übersetzerin dagegen schwieg, anscheinend war sie verwirrt über die Äußerung der Damon. „Ihr Präfekt sagte etwas anderes.“ Warf der junge Mann ein, die Offizierin schüttelte jedoch heftig ihren Kopf, wobei ihre schwarzen Haare herumwirbelten. „<Pah! Die Ineas bilden sich viel ein, aber die halbe Welt kennt euch als Thaldiz! Auch wenn das Imperium etwas anderes denkt, aber sie vergessen das Lythisch immer noch die dominierende Sprache ist, vor allem in dem was ihr als Europa kennt.>“ Sie trank wieder einen tiefen Schluck. Seth war überrascht über das was er hörte, anscheinend war das Kaiserreich dem Imperium nicht so zugehörig wie er dachte oder die Entfernung zur Heimat löste einfach nur ihre Zunge. „<Lebt er?>“ Mit einem Klirren stellte Valeria das Glas das man ihr als erstes zugeteilt hatte auf den Tisch und wischte sich mit dem Unterarm über ihren Mund. Ihr Gegenüber musterte sie einen Augenblick musste dann jedoch verneinen. „Nein, tut mir leid. Wir haben ihn im Fernsehturm gestellt, in einer darauf folgenden Schießerei ist er gefallen. Aber wir haben mit ihm reden können, bevor er starb.“ Die Legatin schnaubte amüsiert, sie kannte diesen Mann schon eine halbe Ewigkeit. „<Ich hab diesen Bastard nie gemocht, jetzt muss ich Euch ja schon fast dankbar sein. Also bevor Ihr mir erzählt was zur Hölle Ihr hier wirklich von mir wollt, wie habt Ihr das angestellt?>“ Seth war ehrlich überrascht über ihre Freude und fuhr sich einen Moment nachdenklich durch das Haar, bevor er ihr von dem Duell im Restaurant berichtete. Detailliert und mit ruhiger stimme erzählte er wie er angeschossen wurde, Kassandra sich dem Damon Waffenlos stellte und er schließlich von ihm erschossen wurde. Das er in Wirklichkeit überlebte und das Kass den Präfekten im Nachhinein persönlich exekutierte, verschwieg er ihr jedoch. „<Ich bin beeindruckt.>“ Locker lehnte sie sich zurück und legte einen Arm über ihren Stuhl, zum ersten Mal bildete sich ein leises Lächeln auf Valerias Lippen. „Ich nehme das als Kompliment.“ Er schmunzelte und schloss ihre Akte bevor er seine Arme auf den Tisch stützte und seine Hände zusammenfaltete. „Aber was ich nicht herausfinden konnte, war was er dort zu suchen hatte. Sie sagen mir nichts oder?“ Ihre Reaktion war genau was er erwartet hatte „<Lasst uns über etwas anderes sprechen, nämlich warum Ihr ausgerechnet mit mir reden wolltet. Ihr habt doch Hunderte von uns gefangen genommen und ich weiß selbst dass die anderen im Gegensatz zu mir ziemliche Plappermäuler sind, sonst hättet ihr niemanden der das was wir hier besprechen übersetzen könnte. An meiner verführerischen Art kann es wohl kaum liegen.>“ Scherzte sie trocken und schlug ein Bein über das andere, sie genoss es langsam sichtlich, in der Zeit in der sie mit ihm hier saß, nicht mit den Händen über ihrem Kopf an Ketten zu hängen. „Wir versuchen momentan in Anlehnung an die alten Regelungen ein neues, umfassendes Gesetzbuch und eine Verfassung zu schaffen. Ein großer Streitpunkt dabei ist die Todesstrafe. Vermutlich wird sie nicht durchgesetzt werden, die Frage ist allerdings ob deine und die anderen Arten als Menschen angesehen werden können, denn wenn nicht besitzt ihr keine Rechte. Bis es Beschränkungen gäbe, könnte euch das Militär noch ewig foltern und töten. Als Kanzler habe ich eine große Entscheidungsgewalt und zugeben es liegt nicht nur daran das Sie als Legatin die ranghöchste Gefangene des Imperiums sind.“ Die Soldatin hmpfte mürrisch, sie dachte sich bereits das es darauf hinauslaufen würde, dass er sie um mehr Kooperation bittet. „<Netter Versuch, aber das Imperium wird so oder so über euch triumphieren, auch wenn euer Widerstand bemerkenswert ist. Glaubt mir, ich habe keine Angst vor dem tot, im Gegenteil ich warte nur darauf das es endlich passiert.>“ Valeria setzte ihr Bein wieder auf den Boden und beugte sich zu ihm über den Tisch, im Augenwinkel registrierte sie, wie die Wachen an der Tür sie misstrauischer beobachteten und ihre Gewehre bereit hielten. „<In der Religion meines Volkes ist es Sünde sich selbst zu richten und der bloße Versuch führt zur Ächtung, ich darf nur durch die Hand meines Feindes sterben. Im Gegensatz zu den Feiglingen aus den Südlanden, die sich wenn es ernst wird einfach eine Pille einwerfen und hinlegen.>“ Mittlerweile hatte Seth erfahren, das die Südlande einer von mehreren Begriffen für den afrikanischen Kontinent waren und hauptsächlich dazu diente um das Imperium von den besetzten Gebieten abzugrenzen. „<Welchen Grund hätte ich, Euch nicht einfach zu meucheln um diese Männer dazuzubringen mich zu töten?>“ Unbeeindruckt sah der junge Mann zu ihr auf, es machte ihm keine Angst das sie ihn mit funkelnden Augen geradezu mordlüstern ansah.

„Mir fallen viele ein, aber so wie ich das sehe muss es eine schwere Bürde sein die Sie tragen. Seit dreißig Jahren ist Ihre Nation durch Truppen der Ineas besetzt. Einerseits den eigenen Glauben verinnerlicht zuhaben und gleichzeitig in der Uniform des Feindes einer fremden Kultur dasselbe anzutun, dazu gehört viel Disziplin.“ Er sprach mit ruhiger Stimme zu ihr auf und trotz ihrer in ihr aufsteigenden Wut hatte er keine Angst ihr das zu entgegnen. „<Haltet den Mund!>“ Befahl sie ruppig, wie es wohl nur ihre unterstehenden Soldaten zu hören bekam. Valeria ballte auf dem Tisch ihre Hände zu Fäusten zusammen und zwang sich selbst zur Disziplin, verdrängte seine Kritik die sie an ihre eigenen Zweifel erinnerten. „Was sind Sie Legatin, eine Ineas oder eine Lythiserin?!“ Diese direkte Frage ließ die junge Frau nachdenklich zurückweichen, ihr Blick blieb jedoch fest auf ihn gerichtet. Das Zögern nahm nur eine Sekunde in Anspruch, genug allerdings um ihm zu beweisen das sie nicht die fanatische Anhängerin ist, für die sie sich ausgibt. „<Was soll die Frage? Ich bin in Niflheim geboren, das Reich gehört dem Imperator, ebenso wie mein Blut!>“ Erzürnt blickte sie ihm ins Auge. „Verstehe, Sie vertreten Werte welche die Ineas mit Füßen treten, trotzdem fühlen Sie sich ihnen zugehörig und Sie haben es unter dem Löwenkopf ja weit gebracht.“ Voller Zorn schnellte ihre rechte Hand vor und schnitt ihm mit den scharfen Fingernägeln über die rechte Gesichtshälfte. Seth registrierte im selben Moment ihre Bewegung und versuchte ihren Arm zu parieren, was verhinderte das sie ihm die Wange nicht aufschnitt. Die Damon hatte bereits im Gespräch ihren Schwanz um eines ihrer Stuhlbeine gewickelt und warf ihn nun mit einem kurzen Blick zur Zellentür, in Richtung der beiden Wachen. Hart ging einer von ihnen am Kopf getroffen zu Boden, der andere verschwand aus ihrem Augenwinkel, als sie ihren Kopf zu Seth zurückdrehte. Die junge Frau hatte vor sich auf ihr Gegenüber zu stürzen, der zu ihrer Überraschung die Faust hochschnellen ließ, die sie schmerzhaft ins Gesicht traf. Vom Schlag zurückgeworfen fiel sie mit dem Rücken in die kräftigen Arme des verbliebenen Soldatens. Noch bevor sie die Möglichkeit hatte sich zu wehren, zog er schmerzvoll ihre Arme auf den Rücken und presste sie mit ihren Oberkörper hart auf den Tisch. Lediglich Valerias Schwanz schlug noch auf ihn ein, jedoch so schwach das er es hinnahm, bis ihr Widerstand gebrochen war. Laut hörte der junge Mann sie in der fremden Sprache ihres Volkes fluchen, aber die Gefangenschaft hatten sie zu sehr geschwächt als das sie sich aus dem Griff hätte befreien können. Ihren Kopf auf den Tisch gepresst, sah die junge Frau ihn zornig an als er durchatmete und sich mit den Fingern über die Wunde an der Wange fuhr. „Verdammtes Miststück...“ Entfuhr es ihm keuchend, dabei auf seine blutbefleckte Hand sehend. Er hatte es förmlich herausgefordert das sie ihn attackierte, aber anscheinend war sie zu unentschlossen um ihn wirklich umzubringen, Es dauerte nicht lange bis die Soldaten die ihn soeben noch zur Zelle begleitet hatten hereintraten. Einer von ihnen gab sofort den Befehl Valeria wieder anzuketten. Sie mussten durch die Übersetzerin über die Auseinandersetzung informiert worden sein. „Ich habe es Ihnen doch gesagt, dass es Wahnsinn wäre!“ Seth sah nur mürrisch auf und blickte in die Augen der vom Tisch weggezogenen Damon. „Ich will das sie ein gesichertes Zimmer bekommt und anständige Rationen, sie soll wieder zu Kräften kommen.“ Die junge Frau erwiderte seinen Blick, als sie zu ihren Ketten zurückgeschleift wurde, bis der Offizier auf einmal zögerte und verwundert in die Richtung des Zivilisten sah. Das verdutzte Gesicht des Leiters der Männer die sich um die Gefangenen kümmerte und direkt vor dem jungen Mann stand, verwirrte sie nicht weniger wie die Unentschlossenheit sie wieder fest zu machen . „Sie hat versucht Sie umzubringen! Und jetzt wollen Sie aus ihrer Gefangenschaft eine Wohltätigkeitsveranstaltung machen?! Sie sind nicht befugt dazu und die Arbeit der letzten Wochen wäre vollkommen umsonst!“ Der junge Mann lächelte gequält, es war nicht das erste Mal das eine Frau ihn töten wollte. „Ich gewöhne mich langsam daran, dass irgendjemand auf mich los geht. Ich rate ihnen allerdings meinem Befehl nachzukommen. Bewachen Sie ihr Quartier rund um die Uhr und sorgen Sie dafür dass die Legatin etwas über unsere Kultur erfährt, damit sie weiß wer wir überhaupt sind und uns nicht als Barbaren in Erinnerung behält. Oder wollen sie mit ihren Vorgesetzten bekanntschaft machen?“ Fragte er nachhakend und ging herausfordernd einen Schritt auf ihn zu. Entrüstet erwiderte der Soldat Seths Blick, musterte ihn einen Moment nachdenklich ehe er seinen Kopf etwas abwendete. Er sah ihm weiter ins Auge als er den Befehl gab sie wieder zurück in ihr Quartier zu bringen. „Gute Entscheidung.“ Mit einem leisen, triumphierenden Lächeln ging er an dem Offizier vorbei, nach dem er die Akte vom Tisch nahm. „Oh, bevor ich es vergesse.“ Er zog das Headset von seinem Ohr und warf es dem Mann zu, ehe er auf den Korridor trat. Hinter sich hörte er wie sie sich aufgeregt zu Unterhalten begannen und sein Name dabei fiel, allerdings so war er sich sicher, nicht im positiven Sinne.
Notdürftig versorgte man den Kratzer an der Wange, den Valeria ihm zugefügt hatte in der Krankenstation des Gebäudes, bevor er das Gebäude auf dem schnellsten Weg verlassen wollte. „Herr Kanzler, warten Sie! Der Seuchenschutzminister möchte noch einmal mit ihnen reden, es geht um Hamburg.“ Seth ging unbeirrt weiter als ein hagerer Mann gehetzt neben ihm her lief, vermutlich ein Adjutant. „Hamburg? Wir haben die Lage gestern besprochen, was will er heute noch von mir?“ Der Mann neben ihm zuckte nur ahnungslos mit den Achseln. „Ich weiß es nicht, er sagte nur das er noch einmal mit ihnen reden möchte...“ Im schroffen Ton unterbrach er den Adjutanten, bevor er weitersprechen konnte. „Sagen Sie ihm er soll sich in meinem Büro melden, wenn die Regierung mit der Arbeit beginnt. Die Stadt ist noch nicht einmal erobert, die Operation ist erst für den übernächsten Monat angesetzt, es gibt andere Dinge die Vorrang haben, zum Beispiel mein Urlaub.“ Zu seiner Erleichterung blieb er stehen und hob entnervt die Arme „Der bringt mich um wenn ich ihm das sage!“ „Dann erfinden Sie halt eine bessere Ausrede das ich nicht mit ihm reden kann.“ Mit einem leisen Schmunzeln auf den Lippen trat er hinaus ins freie und war froh seinen Verfolger losgeworden zu sein.

„So wie`s aussieht hat sie dir nen Korb verpasst hm? Oder sie nimmt dich noch härter ran als ich, was ich doch ziemlich bezweifle.“ Keck grinste Kassandra ihren Freund an, als er mit einem weißen Pflaster auf der Wange die Treppenstufen des Gerichtsgebäudes hinuntereilte. Die Hände auf den sandfarbenen Kübelwagen hinter ihr gestützt wartete sie bereits eine halbe Stunde das er herauskommen würde. „Nur weil ich sie hübsch finde, heißt das nicht das ich mit ihr schlafen will. Abgesehen davon habe ich sie förmlich dazu gezwungen.“ Bei ihr angekommen legte er sanft einen Arm um ihre Hüfte und drückte sie an sich heran bevor er ihr einen kurzen aber intensiven Kuss gab, den sie nicht weniger hingebungsvoll erwiderte. „Mach mir nichts vor Süßer, du findest sie rattenscharf und wäre ich nicht da würdest du dich an sie ranschmeißen. Seit wann stehst du denn auf Sado-Maso der harten Art? Na egal, zieh erstmal deinen Mantel aus und steig ein, es ist warm und ich will etwas mehr von dir sehen.“ Das Punkgirl lächelte frech, strich sich die Blutendrote Strähne, der ansonsten rabenschwarzen Mähne, über ihrem linken Augen zur Seite und drückte ihn sanft von sich. Einen kurzen Augenblick lang betrachtete Seth seine Liebste eingehend. Sein Blick glitt über ihre hohen schwarzen Stiefel, den engen Jeans im selben Farbton und ihr dunkles Schulterfreies Top, dessen knappe Ärmel sich um ihre Oberarme legten. Unter dem ganzen trug sie ein langärmliges Netzteil, das ihr bis unter die Hose zu gehen schien. Er tat ihr den Gefallen und legte seinen Mantel ab, als sie um den Wagen herumging und auf der Fahrerseite einstieg. „Sehr witzig Kassi, wo hast du eigentlich diese alte Rostlaube her? Was ist mit deinem Motorrad passiert?“ Als er zu ihr einstieg bemerkte er auf dem Rücksitz ihre beiden gemeinsamen Reisetaschen. „Ist schon auf den Weg nach Orlèans, zusammen mit den meisten unserer Sachen. Du warst so beschäftigt, also haben ich und Vicky uns allein die Zeit vertrieben und das gute Stück hier entdeckt. Du hast die letzten Tage nich wirklich viel mitbekommen was?“ Sie startete schmunzelnd den Wagen, als er ihr zähneknirschend zustimmte, er hatte auch nicht erwartet das er kaum angekommen mit Arbeit überhäuft werden würde. Doch wenigstens war nun für die nächsten zwei Wochen Urlaub angesagt, erst dann würde die Übergangsregierung offiziell in Kraft treten. „Nein, ich war ja auch kaum bei dir im Hotel. Wenigstens sind die fünf Tage endlich rum und wir können etwas ausspannen.“ Die junge Frau lachte herzhaft als sie das Auto aus der Parklücke heraus führte auf die nur spärlich befahrene Straße. „Du, meinst wohl du! Ich hab mich bestens mit Vic amüsiert, während du frischgebackener Politiker dir die Nächte mit den anderen um die Ohren gehauen hast.“ Sie wusste das er sich zu rechtfertigen versuchen würde, also wechselte sie schnell das Thema. „Erzählst mir wie du das hingekriegt hast?“ Kassandra warf einen kurzen Blick auf das weiße Pflaster an seiner Wange. Er wendete seinen Kopf zu ihr, da er rechts von ihr saß und durch sein fehlendes linkes Auge nichts was neben ihm geschah sehen konnte. Es gab nur wenige Momente in denen er seine Behinderung verfluchte, dies war einer von ihnen, weshalb er sich ein wenig seitlich setzte, damit er sich nicht die Fahrt über den Hals verrenken musste. „Nichts besonderes, aber zum Stützpunkt geht es in die andere Richtung Kleines.“ Kass schmunzelte leicht und sah wieder auf die Straße, sie wusste es, aber sie hatte bereits einen anderen Plan geschmiedet. „Ich weiß, aber ich kann diese unbequemen Transporter nicht ausstehen und jetzt wo wir ein Auto haben, können wir doch auch selbst hinfahren.“
„Ich hoffe bloß das du nicht dein ganzes Geld für diese Karre auf den Kopf gehauen hast. Und wie erklären wir es dem Militär, das wir fehlen?“ Das Punkgirl seufzte bei seinem Einwand und drückte ihren Fuß stärker auf das Gaspedal, schaltete in den nächsten Gang und genoss in vollen Zügen den kühlen Wind. Das schwarze, lederne Dach des Kübelwagens hatte sie aufgrund der fast sommerlich anmutenden Temperaturen eingezogen. „Mach dir nich ins Hemd, die wissen bescheid. Außerdem dachte ich du magst Oldtimer? Jedenfalls hat er mich keinen Cent gekostet, der lag einsam auf einem Schrottplatz und der Besitzer hatte keine Verwendung für ihn. Musste das gute Stück zwar erst kurzschließen, aber wie du siehst hab ich`s hingekriegt“ Seth sah sich im Wagen um, für ihn sieht er gerade einmal äußerlich nach einem älteren Auto aus, wobei ihm die eleganten, geradezu weiblich anmutenden Kurven fehlten, die Oldtimer sonst ausmachten. Er war eher das genaue Gegenteil, kantig und streng. Kein Wunder, immerhin stammte er aus dem Militär, obwohl das hier wie eine neue Version für Seth erschien und das Armaturenbrett stammte eindeutig aus dem 21. Jahrhundert, ebenso wie die gemütlichen Sitze. „Ja mag ich auch, aber eher die Luxusschlitten von Horch, Bugatti oder Pierce Arrow. Tut mir leid, aber mit dem hier kannst du mich nicht hinter dem Ofen hervorlocken. Na ja, wenigstens können wir jetzt mit unserem eigenen Wagen fahren und sind nicht auf jemand anderen angewiesen.“ Kassandra schmunzelte, sie kannte ja seinen Geschmack und das er ein Mann war der es stilvoll und verhalten luxuriös mochte, obwohl er desöfteren Ausnahmen machte. „Mein Wagen Süßer, dir gefällt er ja eh nicht. Aber du kannst ihn dir mal ausleih`n, wenn du nich sowieso einen gestellt bekommst, es muss doch schließlich irgendeinen Vorteil haben Kanzler zusein.“ Mit quietschenden Reifen ging sie in die Kurve und grinste breit vor Freude über das neue Fahrgefühl und dank der weitestgehend nur spärlich befahrenen Straßen konnte sie ihre Sehnsucht nach Geschwindigkeit voll ausleben. Ihr Freund war das mittlerweile gewöhnt und wenn er ehrlich war gefiel es ihm auch, er liebte das Abenteuer mit ihr und wenn es nur in einer schnellen Maschine war. „Würdest du mich jetz über deine kleine Freundin aufklären?“ Sie warf ihm einen nachhakenden Blick zu, der deutlich machte das sie gerne erfahren würde wieso er die Gefahr auf sich genommen hatte und die Damon einfach herausforderte. „Um sie unsicher zu machen. Sie ist kein Imp Kassi. Na ja, zumindest wurde sie nicht als eine geboren, sagen wir es so. Du erinnerst dich an Lythis oder? Sie wurde hier geboren, auch wenn ich keine Ahnung habe wo Niflheim liegen soll. Ihr Name ist Valeria Livia Caissa, hat ein bisschen was von dir ehrlich gesagt, jedenfalls hatte es ihr nichts ausgemacht das ihr Oberteil ein ziemlich nettes Dekoltè offenbarte und auch wenn sie es verdrängt, sie ist Patriotin, abgesehen davon das sie, wenn sie nicht aufpasst ziemlich gegen unsere Feinde hetzt.“ Die junge Frau blickte wieder auf die Straße und überholte einen Jeep mit der doppelten Geschwindigkeit. In ihren Augen sah er ihre Ungläubigkeit. Nach dem sie gemeinsam gegen Geister, Dämonen und anderen unaussprechlichen Übeln gekämpft haben, erschien es ihr trotz dessen was sie bereits gesehen hatte befremdlich, dass in der anderen Dimension, in der die Erde allgemein nur Terra genannt wurde, wie bei ihnen Kulturen und Nationen existierten, die stark unterschiedlich voneinander waren. „Würde es mich nicht so anpissen das du zu ihr gegangen bist, hätte ich viel dafür gegeben sie für das da fertig zu machen. Was soll es uns bringen, dass sie unsicher wird?“ Trotz ihrer offenen Beziehung, machte keiner der Beiden einen Hehl daraus wenn er eifersüchtig war und das zeigte sie ihm nur zu deutlich. „Vielleicht die erste echte Überläuferin. Die anderen retten doch nur ihre Haut, wenn sie mit uns reden aber sie gehört nicht zu denen, ihr Land ist seit einem viertel Jahrhundert besetzt, sie kann die Ineas nicht ausstehen. Sie befiehlt über eine ganze Legion, ich glaube sie kann uns noch von großem Nutzen sein.“ Kass schnaubte abfällig und sah ihm in sein verbliebenes Auge, in der sie seinen vollen ernst erkennt, bevor sie leicht beleidigt wieder auf die Fahrbahn sah. „Gut, wenn du das sagst. Ich glaube aber trotzdem du bist nur geil auf sie.“ Amüsiert begann Seth zu lachen bei ihrem Einwand, immerhin hatte sie nicht ganz unrecht. Mittlerweile war sie jedoch kaum noch sauer, so das sie ihm ein freches Lächeln zu warf, gepaart mit einem Blick der ihre animalische und wilde Seite nur zu gut zeigte

Geändert von SethSteiner (8. January 2008 um 21:00 Uhr).