Also ich bin jetzt durch.
Ich bin mir nicht ganz sicher, welches Level ich genau am Ende hatte, aber es war entweder 33 oder 34. GOG Galaxy sagt mir 103 Stunden 26 Minuten.
Extrem gute Spielzeit für ein durch und durch storygetriebenes Singleplayer-Spiel.
Spoiler Setting vom Ende (Infos zur Story in seperatem Spoiler):
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An einer Stelle dachte ich, dass es "schon" der Endkampf sei. War auf jeden Fall ziemlich cool und hatte auch schon das Flair eines finalen Aufeinandertreffens. Es stellte sich dann aber raus, dass es doch noch nicht das Ende war und dann ging's noch mal ~15 Stunden weiter.
Der echte Endkampf war dann aber wirklich abartig episch.
Die Sphärenkonjunktion ganz besonders, aber auch die sonstige Umgebung des finalen Showdowns hat mir schon leicht die Kinnlade runterklappen lassen, muss ich sagen.
Der Endkampf gegen Eredin war auch wirklich sehr spektakulär und geil in in Szene gesetzt. Allerdings war er leider zu leicht. Ich hab gar keine Tränke oder sonst irgendwas gegen ihn gebraucht und es sofort beim ersten mal ohne Probleme geschafft.
Der Kampf gegen Imlerith am Hexensabbat war da um einiges anspruchsvoller, wie ich finde. Allerdings habe ich den auch schon beim dritten Versuch geschafft, nachdem ich erst hinter die richtige Taktik gekommen bin. Vielleicht war Eredin aber auch deshalb so leicht, weil er teilweise die gleiche Kampfart hat wie Imlerith und ich daher schon wusste was dagegen zu tun ist.
Das Ende selbst fand ich ziemlich nett, wenn auch etwas folgenlos. Generell hatte ich bei Witcher 3 so gut wie nie wirklich das Gefühl schwere Entscheidungen treffen zu müssen. Ich finde ich habe fast immer das richtige getan und in meinen Augen gab es da tatsächlich richtig und falsch. Allerdings kann ich mich nach hundert Spielstunden auch schlecht an alles erinnern.
Aber den großen Wiederspielwert wie bei Witcher 2, der dadurch getrieben ist, dass man Entscheidungen trifft, die das Spielgeschehen in eine von zwei entgegengesetzten Richtngen drehen, spüre ich bei Witcher 3 leider nicht. Generell hat es aber natürlich schon Wiederspielwert, weil einzelne Details durchaus abweichen können und man so Dinge sieht, die man im ersten Durchlauf nicht gesehen hat. Aber, dass man ganze Spielabschnitte durch Entscheidungen ausschließt, schien es mir jetzt nicht zu geben.
Im Nachhinein bereue ich es ein bisschen, dass ich Keira Metz getötet habe. In dem Moment erschien es mir durchaus das richtige zu sein. Aber es gab wohl auch noch einen besseren Weg, wie es scheint. So war Keira halt nicht bei der Schlacht um Kaer Morhen und auch nicht beim Showdown bei Undvik dabei, aber das schien leider auch überhaupt keinen Unterschied zu machen. Es lief nämlich immer alles perfekt und ohne Opfer.
Außer halt Vesemir. Aber sein Tod schien keine Konsequenz irgendeiner Entscheidung gewesen zu sein, sondern ist in der Story wohl einfach so vorgeschrieben.
Wirklich eine Glanzleistung, die CD Projekt da abliefern konnte. Wirklich jede einzelne Quest hat eine eigene glaubwürdige Geschichte und bei vielen Nebenquests steht die Machart in keinster Weise der von den Hauptquests nach. Man muss aber auch sagen, dass viele Nebenquests, wie z.B. die um den Blutigen Baron oder um den Turm auf der Reuseninsel in Wahrheit durchaus Hauptquests sind. Man könnte sie zwar auch einfach auslassen, aber warum sollte man das tun? Eigentlich sind diese Nebengeschichten vollwertiger Teil der Hauptgeschichte. Ich frage mich gerade, ob es irgendwelche Auswirkungen hat, wenn man diese Quests einfach außen vor lässt. Ehrlich gesagt glaube ich das aber nicht. Es würde vermutlich trotzdem alles immer perfekt laufen. So gesehen traut sich Witcher 3 scheinbar ziemlich wenig.
Einerseits natürlich schön, so ein Friede-Freude-Eierkuchen-Ende zu haben. Andererseits hat das Ende bei mir keine wirklichen Gefühle ausgelöst. Stattdessen hab ich mich einfach ziemlich leer gefühlt. Enttäuscht bin ich nicht, das kann ich nicht sagen...aber wenn ich dran denke wie sehr mich das Ende von Mass Effect 3 aufgewühlt hat. Beim Ende von Witcher 3 ist da eigentlich gar nichts.
Allerdings ist das Ende von Yennefer und Geralt abseits von Politik und quasi im Ruhestand und Ciri als fahrende Hexerin genau das Ende, das ich mir gewünscht hatte. Es ist aber eben auch ziemlich langweilig.
Manchmal gab es für meinen Geschmack viel zu viele Nebenquests. Du reitest irgendwo hin und da bekommst du dann direkt 5 Quests auf einen Schlag. Ich bin so einer, der gerne eins nach dem anderen komplett durchzieht. Von daher war mir das teilweise etwas zu viel des Guten. Aber auf jeden Fall lieber so als anders rum.
Blut, Schweiß und Tränen hat sich letzten Endes als keine wirkliche Herausforderung herausgestellt. Ich hatte nie wirklich das Gefühl, dass ich einen hohen Schwierigkeitsgrad gewählt hatte. Es fühlte sich alles eher wie "Normal" an. Beim nächsten mal werde ich es, glaube ich, auf Todesmarsch versuchen.
Was mich etwas gestört hat, war das Inventar bzw. der Schnellzugriff. Ich hätte gerne noch viel mehr Tränke in Kämpfen genutzt, aber dadurch, dass man nur 2 Schnellzufriff-Slots für Tränke hat, hatte ich da immer nur Schwalbe und Donner drin. Um noch andere Tränke zu nutzen immer ins Inventar zu gehen, den Trank dort zu suchen und dann so umständlich reinzuwerfen, der dann aber eh nur eine Minute wirkt...das war einfach viel zu umständlich und daher hab ich das auch so gut wie nie gemacht. Schade. Wäre eigentlich ganz schön gewesen, wenn es eine Schnellzugriffsleiste von 1 bis 10 entsprechend der Zahlentasten gegeben hätte, wo man dann beliebige Items reinlegen kann. Ich hätte das dann alles mit Tränken aufgefüllt. Schwalbe ganz vorne, dann Donner, dann Waldkauz, dann goldener Pirol usw. Es gibt ja nämlich viele wirklich nützliche Tränke, aber die zu nutzen ist für die begrenzte Wirkungsdauer dann wie gesagt einfach zu umständlich.
Ansonsten konnte mich das Kampfsystem auf voller Linie begeistern. Das Crafting war auch gut umgesetzt und es war ganz nett hin und wieder mal Zutaten beschaffen zu müssen, um besondere Tränke oder Ausrüstungsgegenstände herstellen zu können. Das Nachfüllsystem mit dem Alkohol war auf jeden Fall auch die richtige Entscheidung.
Die Balance hängt allerdings etwas schief. Geldprobleme hat man nur am Anfang. Nach 20 Stunden, wenn man immer all möglichen Scheiß sammelt und verkauft und Aufträge abschließt und so weiter, schwimmt man im Geld und weiß gar nicht wohin damit.
Ein Balanceproblem gab es auch mit den Quests. Lange Zeit sind die Quests immer auf einem guten Level. Aber irgendwann bekommt man dann so einige Quests, die viel zu hoch sind. Und irgendwann ist man an einem Punkt, wo man dann Quests bekommt, die viel zu nedrig sind und für die man dann gar nichts mehr bekommt. Zum nilfgaardischen Armeelager in Velen bin ich zum Beispiel erst sehr spät geritten, weil ich dachte, dass mich das Spiel da später ohnehin noch hinführen würde und ich mich auch nicht zu weit vorwagen wollte. Letzten Endes bin ich da dann mal mit Level 26 oder so hingeritten und habe da dann Quests für Level 14 bekommen. Super... -.- Also da hat die Verteilung leider auch nicht so ganz gestimmt.
Ansonsten waren die Quests wie aber schon mal erwähnt immer cool. Egal ob Nebenquest oder Hexerauftrag. Auch wenn es so gut wie immer vorkommt, dass man die Hexersinne nutzen muss, um zum eigentlichen Ziel zu gelangen, nutzt sich das meiner Meinung nach nicht wirklich ab, weil es einfach sehr glaubwürdig eingesetzt wird.
Zur Grafik muss ich nicht viel sagen. Es gab so viele Momente, wo ich einfach nur spazieren gegangen bin oder die Aussicht genossen habe oder über das Clothing, Hairworks, die Gesichter oder sonst was gestaunt habe. Weißgarten, Velen und Skellige haben allesamt eine andere Lichtstimmung. In Weißgarten und Velen sind die Sonnenuntergänge einfach nur traumhaft. In Skellige ist das schon weitaus dezenter und kein komplett orangener Himmel um 19 Uhr.
Wenn ich dran denke wie ich über die Landschaft gezogen bin, führt mich das dann zum Soundtrack. Einfach nur genial. Es passt einfach immer und ist immer total atmosphärisch. Am besten, muss ich aber sagen, hat mir tatsächlich die Kombination aus dem Sumpf in Velen und dem Soundtrack der Muhmen gefallen. Extrem starke Stimmung, die da aufkommt. Wenn man später aber wieder nach Kaer Morhen kommt und so richtig die Aussicht genießen kann...auch extrem denkwürdig.
Die Combat-Tracks haben mir auch immer sehr gut gefallen und obwohl man sie ständig hört, hab ich immer noch nicht davon genug.
Silver for Monsters... ...Steel for Humans The Song of the Sword-Dancer
Den Theme im Hauptmenü (
Geralt of Rivia) hab ich mir auch gerne immer wieder angehört.
Oder einfach über Ard Skellig zu streifen mit dieser herrlichen Musik (
The Fields of Ard Skellig). Einfach nur genial.
Und es gibt noch so viel mehr Tracks, die erwähnenswert wären, aber ich habe ja schon längst wieder maßlos übertrieben mit diesem Text...
Zusammengefasst: Ich finde das Spiel schon ganz OK.
Wenn man die Patzer in Sachen Balance und die zwar gute, aber durchaus verbesserbare Bedienung abzieht, sind all die 90er-Wertungen absolut gerechtfertigt. Für die gute Performance gibt's außerdem noch eine Kirsche oben drauf.